Viel wird über die Frauen gesagt und geschrieben, die auf der Kurfürstenstraße ihrem Gewerbe nachgehen.
Wir glauben, dass die Berichte der Frauen darüber, wie sie selbst ihren Lebensalltag in und um die Kurfürstenstraße sehen und was sie bewegt, nicht vergessen werden sollten. Mit freundlicher Genehmigung des Frauentreff OLGA veröffentlichen wir seit März 2020 in unregelmäßiger Folge Auszüge aus der Projektbroschüre PHOTOVOICE.
Ich hatte noch nie eine Wohnung in Berlin und schlafe im Internet Café oder woanders (Copyright:OLGA)
Heute geben wir Piroska eine Stimme
Ich arbeite hier auf der Straße und wenn ich sehr erschöpft und müde bin, dann tut es mir gut im Olga zu sein, hier zu duschen und mich auszuruhen. Auf diesem Bett schlafe ich dann. In Deutschland bin ich schon ein paar Jahre, 7 oder 8. So lange schlafe ich auch schon im Olga, aber trotzdem ist es immer noch etwas Fremdes. Ich kann mich tagsüber hier ausruhen, um die Nacht zu überstehen, denn da muss ich Geld verdienen. Deswegen arbeite ich ja hier. Ich habe kein eigenes Bett.
Wenn ich eines habe, dann nur wenn ich dafür bezahle. Ich hatte noch nie eine eigene Wohnung in Berlin und schlafe im Olga, im Internet Café oder woanders.
Wenn du Geld hast, dann ist es nicht schwer. Du kannst dir eine Pension leisten und hast alles, aber sobald das Geld alle ist, wird es sehr anstrengend.
Ich habe in Ungarn mit meiner ganzen Familie zusammengewohnt. Mit meiner Mutter, meinen Kindern und Schwestern und meinem Freund.
Eine Anmeldung wäre gut, denn ich hätte gerne eine Wohnung und würde gerne richtig arbeiten. Ich möchte ein sehr schönes Bett und Vorhänge. Eine Wohnung mit Parkettboden, aber Teppich geht auch und ein kleines Bad, aber mit Badewanne. Wir sehen uns oft die Schaufenster von den Möbelhäusern an, die hier um die Ecke sind. Das machen alle Frauen. Dann stellen wir uns vor, dass es unsere Möbel wären, in unseren eigenen Wohnungen. Wir stellen uns das oft zusammen vor. Das ist ein riesiges Gesprächsthema. Niemand dürfte mit Schuhen in meine Wohnung und auf meinen schönen Teppich gehen. Aber ich fühle mich hier sowieso fremd und will gar kein eigenes Bett in Berlin, sondern eines in Ungarn.
…ein eigenes Bett (Copyright:OLGA)
Dann geh ich nach Hause, zu meiner Familie, zu meinen Kindern und wir schlafen zusammen in einem Bett.
