Flashback nennt man eine plötzlich einsetzende Erinnerung an ein längst vergangenes Ereignis oder Bild beim Anblick eines aktuellen Ereignisses oder Bildes – das passiert vielen immer wieder mal und ist in der Regel nicht vorhersagbar. Hier mein letzter Flashback:
Immer, wenn ich am Haus des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) an der Kurfürstenstraße 131 vorbeikomme, ärgere ich mich darüber, dass dieses ehemals schöne Gebäude, das es in zwei Versionen gibt (s. mittendran vom 16. April 2021 und vom 18. Mai 2021), nicht unter Denkmalschutz steht: Vermutlich vor allem wegen der häßlichen blauen Streifen auf der Fassade (Bild 1). Anders dieses Mal: Als sich die Tür zum Haus öffnete und jemand auf die Straße trat, erinnerte ich mich (Flashback!) an ein Foto, das der Architekt Moritz Ernst Lesser (1882-1958) in einem Bericht zu seinem Umbau des Hauses 1929 für die Engelhard-Brauerei veröffentlicht hatte. Es zeigte ein klassisch-schönes Treppenhaus im nüchternen Stil der „neuen Sachlichkeit“, wie dies genannt wurde, harmonisch und im Einklang mit der weißen, von allem Zierrat „entstuckten“ Fassade.
Also ging ich kurzentschlossen in das Haus und fand zu meinem Erstaunen unmittelbar hinter der Eingangstür das Treppenhaus in fast dem gleichen, eleganten Zustand wieder wie auf dem Foto von 1929 (Bild 2 und 3). Einige Details sind offensichtlich verändert, so z.B. hat die Eingangstreppe jetzt mittig ein Geländer, das es vorher nicht gab, auch ist unklar, ob die Farbgestaltung (rot und weiß, die Farben Preußens) im Original so war – vermutlich ja. Ähnliches hatte wir auch im Treppenhaus der Stiftung Warentest (mittendran vom 28. Februar 2024) gesehen.
Es lohnt sich wirklich, das Haus zu betreten, und die Eingangstür scheint zu allen Tageszeiten offen zu stehen. Das Wichtigste aber: Die erhaltene Innengestaltung versöhnt mit dem veränderten äußeren Anblick!
Quellen: Die historischen Fotos sind aus der Broschüre „Neue Werkkunst: Moritz Ernst Lesser in Arbeitsgemeinschaft mit Leopold Stelten“. Friedrich Ernst Hübsch Verlag. Berlin/Leipzig/Wien 1929, Seiten 2, 4 und 8; der Fotograf ist nicht benannt. Die Aussenansicht heute ist aus Wikipedia (gemeinfrei), die Innenansichten sind eigene Fotos vom Juni 2024.