Älter werden im Stülerkiez

Stülerkiez? Da werden sich die meisten fragen, wo das denn sei. Gemeint ist das Gebiet zwischen Schillstraße / Klingelhöferstraße und der Budapester Straße, begrenzt im Süden von der Kurfürstenstraße und im Norden vom Großen Tiergarten. Ruhig ist es hier. Wohnanlagen, aber auch zahlreiche Botschaften und Hotels prägen das Bild. Viele Ältere wohnen länger als 25 Jahre hier und genießen die unmittelbare Nähe zum alten West-Berliner Stadtzentrum und zum Tiergarten. Wirtschaftlich geht es den hier Wohnenden eher gut. Wichtig für die Gesundheitsversorgung ist das Franziskus -Krankenhaus direkt im Kiez.

Verschnaufpause auf einer Bank im Stülerkiez Foto S. Vollus

Problematisch hingegen ist die Situation bei den Nahversorgern. Außer beim Netto an der Kurfürstenstraße kann man erst wieder am Wittenbergplatz einkaufen. Der einzige Späti im Kiez ist zugleich die Poststelle. Für Ältere bedeutet dies lange Wege, geringere Auswahl an preiswerten Lebensmitteln. Hochwertig geht immer, z.B. auf dem Wochenmarkt am Wittenbergplatz.

Viele der Häuser, gebaut in den 70er Jahren, benötigen Pflege und Instandhaltung. Hauseigentümer wechseln, Mieten steigen, Modernisierungen sind angekündigt, einige Häuser werden auch komplett abgerissen und neugebaut. Eine unsichere Wohnsituation. Oft haben Ältere einen unbefristeten Mietvertrag, aber die neuen Mieten nach Modernisierung übersteigen ihre finanziellen Ressourcen. Bei dem jetzigen angespannten Wohnungsmarkt sind Wohnalternativen rar und unbezahlbar.

So schön die Ruhe, aber dem Kiez fehlen Begegnungsorte, wo sich hier Wohnende treffen, austauschen, gemeinsame Unternehmungen planen können. Der Anteil der Älteren ist mit ca. 25 % überdurchschnittlich hoch. Besonders ihnen fehlt der Kontakt untereinander, nachbarschaftliche Hilfe und Beratungsmöglichkeiten. Dass der Bezirk einige Bänke aufgestellt hat, ist ein erster Anfang. Es braucht temporäre Begegnungsorte mit verbindlichen Angeboten, wirkliches Interesse an der Schaffung eines belebten Stadtraumes, auch über die unterschiedlichen Besitzverhältnisse hinweg. Und es braucht vor allem mehr barrierefreie Hauseingänge, denn allzuoft beginnt der Fahrstuhl erst auf halber Treppe.

Gastbeitrag von Sandra Vollus und Gabriele Hulitschke
Projekt Quartiersentwicklung – gemeinsam für einen seniorenfreundlichen Stadtteil
Kontakt: quartiersentwicklung@stadtteilverein.eu, Fon: 015252491614

Redaktion

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