…wenn man das Gebäude besitzt und es zu einem Objekt mit neuer Nutzung entwickelt. Die PECAN Development, mit Sitz in Frankfurt und Berlin, hat das ehemalige Commerzbank Gebäude direkt von der Bank gekauft. Entwickelt werden soll ein Büro- und Geschäftshaus mit rund 27.000 m² Büro und 3.000 m² Einzelhandels und Gastronomiefläche, u.a. mit Café und Restaurant. Das Ensemble wird „Im Wirtschaftswunder“ heißen, da ein Teil der Gebäude in der Zeit des Wirtschaftswunders entstanden und heute „ein neues Wirtschaftswunder durch die Digitalisierung“ sich entwickelt.
Als vor kurzem das Vorhaben den Anliegern präsentiert wurde, hatte man die ungeteilte Aufmerksamkeit bei der Vorstellung der geplanten Um – und Neubauten. Aber danach gab es viele Fragen und Beschwerden. Zu spät habe man die Anwohner informiert. Viele Erschütterungen in den benachbarten Häusern, Lärm, nicht nur von der Baustelle, sondern auch von wartenden LKWs in einer Vielzahl, die während der Wartezeiten die Motoren laufen lassen. Dann war sehr viel Staub ein Problem und schließlich spitzte sich der Unmut auf Asbestsäcke zu, die angeblich offen herumstanden und völlig unsachgemäß gehandhabt wurden. Wie sich schließlich herausstellte, haben wohl Bauarbeiter beliebig Säcke für Bauschutt verwendet ohne auf deren Beschriftung zu achten. So wurden Asbestsäcke wohl missbraucht, was die große Besorgnis der Bürger hervorrief. Angeprangert wurde insbesonders, dass es keinen Ansprechpartner gab, der dann hätte Abhilfe schaffen können.
Der geschäftsführende Gesellschafter, Jan Kunze, war wohl über die Reaktionen überrascht und ging auf Forderungen ein, die Probleme kurzfristig zu beheben oder einzudämmen. So wurde gefordert, dass u.a. Staubproben genommen werden, um ganz sicher zu gehen, dass kein Asbest unsachgemäß gehandhabt wurde.
Am nächsten Tag wurde das Vorhaben von Jan Kunze (PECAN) und dem Architekten Georg Gewers (Architekturbüro Gewers und Pudewill) der Presse vorgestellt.
Die drei Gebäudeteile an der Potsdamer Straße 125, sind fast vollständig entkernt.
Im Erdgeschoss werden die Fensteröffnungen über alle drei Gebäudeteile Neubau, Altbau und Eckbau in der Potsdamer Straße vergrößert und zu Schaufenstern und Eingängen umgebaut. So wird das Gebäude zur Straße hin offener und gefälliger im Stadtbild. Hier sollen Handel und Gastronomie angesiedelt werden. Auch entlang der Bülowstraße werden weitere Schaufenster und Zugänge angelegt.
Das 33 Meter hohe Eckhaus, ein Bau aus den 50er Jahren, erhält einen erweiterten Aufbau auf dem Dach, mit einer Dachterrasse für die Büros mit einem neuen, überstehenden Dach. Es ist wie das Tüpfelchen auf dem i. Der nebenstehende Altbau, der älteste Bau an der Potsdamer Straße, und der benachbarte Bau aus den 80er Jahren erfahren im Erdgeschoss die gleiche Öffnung zur Straße hin. Die rund 1.100 m² große Parkpalette im Innenhof an der Potsdamer Straße wird zu einem kleinen Park umgestaltet.
In der Bülowstraße 80, Ecke Steinmetzstraße ist ein städtebaulicher Wildwuchs, kaum nachzuvollziehen, dass ein Bauamt so etwas genehmigt hat. Jetzt entsteht dort ein Bau, der die gesamte Baulücke in der Steinmetzstraße schließt und damit die Blockrandbebauung wieder vervollständigt. Von der Traufhöhe am Altbau bis zur Ecke wird der transparente Glasbau auf sieben Stockwerke mit 26 Meter nach oben gestaffelt und mit einer großen gerundeten Ecke, die rund drei Meter über der Straße schwebt und in einem eleganten Bogen in die Bülowstraße führt, abgeschlossen. Die Fassade wird von Loggien durchbrochen, es gibt mehrere Terrassen und der Innenhof wird begrünt. Eine Tiefgarage ist für 35 PKWs mit fünf Ladestationen und 55 Fahrradstellplätzen vorgesehen.
Der letzte Bau mit der rot/braunen Natursteinfassade in der Bülowstraße / Ecke Steinmetzstraße (östlich), bleibt im Äußeren im Wesentlichen so erhalten, wie er sich jetzt präsentiert, mit einer Höhe von 29 Metern. Dieses Gebäude wird als Kontor bezeichnet. Die ehemalige Straßenbrücke ist dann verschwunden, die offene Fassadenfläche wird geschlossen sein. Es wird eine begrünte Dachterrasse geben. Hier sollen dann 51 Tiefgaragenplätze mit 43 Außenstellplätzen entstehen.
Man ist bemüht, das gewachsene Ensemble in der gewachsenen Struktur so zu erhalten, dass das gewohnte Stadtbild nicht nur nicht zerstört wird, sondern der gesamte Bereich aufgewertet und neu wahrgenommen wird.
na, das dieser Glaskörper an der Steinmetzstraße die Ecke nicht zerstört, kann ich nicht sehen. Im Gegenteil, es wirkt wie ein UFO, das zumindest architektonisch keine Widerhall in der Umgebung findet.
Außerdem möchte ich zu der Beschreibung der Anwohnerschaft-Versammlung hinzufügen, dass Pecan Development nur nach hartnäckigem Drängen den Forderungen nachgegeben hat. Anstatt den Bauleiter mit auf die Versammlung zu bringen, der alle Fragen sofort hätte beantworten können, war ein Gutachter da, der von Berufs wegen, die anstehenden konkreten Fragen gar nicht beantworten konnte.
Auf die Bitte der Anwohnerschaft nach mehr Information während des Baugeschehens kam ein knappes „Wir wollen ja nicht ständig Veranstaltungen machen.“ Auf die Anfrage der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße (IGP), die Umgebung, Gewerbetreibenden und Anwohnerschaft in die Planungen für die Läden mit einzubeziehen (welches von der Anwohnerschaft begrüßt wurde), wurde gesagt, dass Pecan mit den Anwohner*innen überhaupt nicht darüber sprechen wollte, höchstens mit der IGP in Kontakt bleibt.
Nein, ein Investor und ein Projektentwickler braucht laut Gesetz nicht mit seiner Umgebung zu kommunizieren und über Pläne zu beraten. Es wäre jedoch ein Zeichen von Interesse an der Umgebung, an einem guten Miteinander, an den Ideen und auch den Bedarfen der Nachbarschaft (der gesamten an der Potsdamer Straße), wenn diese Gespräche gesucht und nicht aufgedrängt werden müssten.
Besonders wenn in der Projektbeschreibung steht:
„Die Etablierung von Gastronomie, Nahversorgung und Einzelhandel sorgt für eine optimale Vernetzung mit der Nachbarschaft. Das Projektkonzept „IM WIRTSCHAFTSWUNDER“ steht für ein architektonisches Wahrzeichen inmitten kultureller Avantgarde und gewachsenem Kiez.“
Bisher ist leider wenig von Vernetzung und Kontakt auf Augenhöhe mit dem gewachsenen Kiez zu spüren. Im Gegenteil. https://www.pecan.de/de/projekte/#wirtschaftswunder
Regine Wosnitza, Vorsitzende der IG Potsdamer Straße.