(ein Beitrag von Volker und Barbara Kreibich)
Das alte Berlin war eine durchlässige Stadt. Viele Baublöcke in den dicht bebauten Innenstadtgebieten ließen sich durchqueren, so dass sich Verbindungen, oft durch mehrere Höfe, zwischen den parallel verlaufenden Straßen ergaben. Diese Durchwegungen bildeten ein Wegenetz abseits der lauten Straßen.
Seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg sind viele Durchwegungen auch in unserem Kiez verschwunden: bebaut im Zuge von Nachverdichtung, geschlossen aus Sicherheitsgründen, oder einfach vergessen.
Einige aber haben sich erhalten, z.B. der angenehm ruhige und grüne Fußweg von der Blumenthalstraße durch den Nelly-Sachs-Park zur Kurfürsten- bzw. Dennewitzstraße oder zur Bülowstraße, die Fußwegverbindung von der Lützowstraße durch die Bissingzeile an der Kita KiBiLuGa vorbei in den Park am Karlsbad, oder die Durchwegung von der Lützowstraße gegenüber der Derfflingerstraße zum Schöneberger Ufer.
Die Blockdurchquerung von der Pohl- und Kluckstraße zum Magdeburger Platz wird nach Abschluss der Großbaustelle ‚Schönegarten‘ bereits in der Kurfürstenstraße beginnen. Nach der Querung der Lützowstraße lässt sich der Große Tiergarten gut zu Fuß erreichen.
Einige neue Durchwegungen wurden planungsrechtlich abgesichert, z.B. die Fußgängerverbindungen von der Flottwellstraße durch die neue Wohnanlage der Groth-Gruppe zum Park am Gleisdreieck. Von den Schildern an den Toren sollte man sich nicht abschrecken lassen. Auch durch den Neubau der ‚3 Höfe‘ wurde eine Durchwegung von der Lützow- zur Flottwellstraße und damit weiter zum Park zugesagt.
Für Schul- und Kindergartenkinder, Senioren, Gehbehinderte, Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl führen diese Durchwegungen häufig angenehmer und schneller zum Ziel als die entsprechenden Gehwege entlang stark befahrener Straßen.
Ende Januar 2021 haben die Abgeordneten im Abgeordnetenhaus das Mobilitätsgesetz um den Abschnitt 4 „Entwicklung des Fußverkehrs“ ergänzt. Blockdurchwegungen kommt darin eine besondere Bedeutung zu:
- 50 (4) „Die Einrichtung von abkürzenden Fußwegen durch geschlossene Bauwerke oder Anlagen (Blockdurchwegungen) soll systematisch gefördert und bei allen Planungen berücksichtigt werden.“
- 52 (6) „Im Fußverkehrsplan werden Vorgaben zu Blockdurchwegungen entwickelt, die auch bei städtebaulichen Verträgen und bei Verfahren der Bauleitplanung berücksichtigt werden sollen.“
Zur Förderung des Fußverkehrs in unserem Kiez würde es sich lohnen, die vorhandenen Durchwegungen bekannt zu machen, vor allem solche, die sich im Häusergewirr ‚verstecken‘. Vielleicht gelingt es, weitere Verbindungen – wenigstens tagsüber – zu öffnen?
Zu kurze Ampelphasen bilden typische Konfliktpunkte zwischen Fuß- und Kfz-Verkehr. In der beiliegenden Kartenskizze sind deshalb Überquerungen der Potsdamer Straße markiert, an denen die Grünphasen für den Fußverkehr verlängert werden sollten, um v.a. älteren Menschen und Kindern die Querung zu erleichtern.
Der U-Bahnhof Gleisdreieck ist in der Kartenskizze markiert, weil der Zugang für Gehbehinderte wegen der hohen Bordsteinkante fast unmöglich ist.
Zeichenerklärung:
Fußwegverbindung vorhanden
Fußwegverbindung erwünscht
Grünphase verlängern
Gehweg absenken
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