noch ein Beitrag zum Weltfrauentag
Viel wird über die Frauen gesagt und geschrieben, die auf der Kurfürstenstraße ihrem Gewerbe nachgehen.
Mit Fotovoice hat der Frauentreff OLGA einen Perspektiv-Wechsel versucht und ihnen eine Stimme gegeben. Wir berichteten über die Ausstellung. Ausstellungen gehen aber vorüber, die Eindrücke verblassen. Wir glauben, dass die Berichte der Frauen darüber, wie sie selbst ihren Lebensalltag in und um die Kurfürstenstraße sehen und was sie bewegt, nicht vergessen werden sollten. Daher werden wir mit freundlicher Genehmigung des Frauentreff OLGA in unregelmäßiger Folge Auszüge aus der Projektbroschüre veröffentlichen.
Wir beginnen mit EVA:
Die Kurfürstenstraße.
Wie andere Frauen stehe ich hier und warte auf mein „Glück“, aber das schnelle Geld, das man hier verdienen kann, kommt immer langsamer.
Vor allem am Freitag. Ein Tag in der Woche, an dem man entweder TOTAL Glück oder TOTAL Pech hat. Dazwischen ist fast nichts. Es ist Mittagszeit und es sieht nach einem Freitagtotalpech aus. Selbst wenn ich Glück habe, macht das fast keinen Unterschied. Von den Autos die vorbeifahren hält fast keiner und die, die kommen, wollen Genuss ohne Schutz. Aber Hauptsache das ganze Auto ist mit Familienfotos tapeziert. Ein VIVA auf die Liebe zur eigenen Frau. Und VIVA, dass ich nur so selten hier bin. Hinter meinem Po spüre ich eine Bewegung. „Was meinst du?“ höre ich eine Stimme. Ich drehe mich um. Ein Mann mit Hund und einem jungen Mädchen, auf den ersten Blick ziemlich sympathisch. Ich bin ein bisschen geschockt. „Was meinst du?“ wiederholt mein Freund seine Frage. „Ist das…ist das Ihre Tochter?“ frage ich und bin ganz perplex. „Ja“, antwortet er ruhig. „Dann nehmen Sie ihr Kind und gehen Sie weiter.“ Vor meinem inneren Auge marschieren meine Jungs. Die Vorstellung, dass die wissen, dass ich mit dieser Straße etwas zu tun habe, ist mir nicht unbedingt angenehm.
Ein paar Minuten später kommt einer, der immer rumläuft und darauf wartet, dass er angesprochen wird. Heute hat er Pech. Herzlich willkommen im Club. „Ich hab 10 Minuten Zeit, wir können hier was Schnelles machen“, sagt der Casanova zu mir. „Können wir nicht“, antworte ich. „Wieso nicht?“ – „Weil ich auf einen solchen Mistplatz nicht gehe.“ – „Nicht?“ – „Nein!“
Ich gehe ein paar Meter von Mr. Schwein weg. Den Mistplatz mitten im Stadtzentrum benutzen die anderen Frauen häufig. Vor allem die Bulgarinnen, Ungarinnen und die meisten drogensüchtigen Frauen.