Die Stimme von Anna:
Ich arbeite seit 2008 hier im Kurfürstenkiez. Ich habe davor schon in anderen Ländern gearbeitet, in denen Prostitution nicht erlaubt war. In Deutschland bin ich geblieben, weil es legal ist hier zu arbeiten. Ich habe überall anders viele Strafen zahlen müssen und mehrmals meinen Namen ändern lassen. Eine Namensänderung kostet nicht so viel. Über die neuen Namen habe ich mit meinem Freund entschieden. Ich war schon mal für 6 Monate im Gefängnis wegen der Strafen. Der Aufenthalt im Gefängnis war wie ein kleiner Urlaub. Das habe ich mir auch gedacht, damit ich nicht verrückt werde im Gefängnis. Da habe ich mir immer gesagt, das ist ja wie Urlaub. Am Anfang habe ich für die Familie von meinem damaligen Mann das Geld verdient. Ich durfte von dem Geld nichts für mich behalten. Ich musste regelmäßig 2 Tage am Stück durcharbeiten und dann ging es mir irgendwann so schlecht, dass ich nicht mehr genug Geld verdient habe. Ich wurde dann an eine andere Gruppe übergeben, weil es dort einen Mann gab, der keine Frau hatte. Und das ist jetzt mein Mann. Die Situation ist jetzt besser, weil ich weiß was mit dem Geld passiert. Jetzt habe ich zum ersten Mal seitdem ich arbeite die Macht über das Geld. Ich und mein Mann sind jetzt eine Einheit, unsere eigene Gruppe. Ich verdiene nur für mich und meinen Mann. Er bleibt zu Hause und ist nicht hier mit auf der Straße und so geht das Geld nicht gleich flöten. Viele Frauen und Männer stecken das Geld gleich in den Spielautomaten oder in Drogen und sie trinken sehr viel. Ich nehme keine Drogen. Ich habe mal probiert, aber es wirkt nicht oder hat nicht geholfen. Viele Frauen machen ein Geschäft und gehen dann in die Kneipe, trinken und schmeißen das Geld in den Automaten. Mein Mann trinkt nicht und spielt nicht. Das erlaube ich ihm nicht. Er darf das nicht machen. Ich möchte nicht für Drogen und Alkohol arbeiten. Ich möchte essen, schlafen, Zigaretten rauchen und Red Bull und Kaffee trinken.