Der Neunte November ist ein Tag mit großer und vielfältiger Vergangenheit.
Am 9. November 1799 beendet Napoleon Bonaparte durch einen Staatsstreich die Französische Revolution.
Am 9. November 1848 wird der linksliberale Abgeordnete Robert Blum der Frankfurter Nationalversammlung trotz seiner Abgeordneten-Immunität von einem Hinrichtungskommando erschossen.
Am 9. November 1918 verkündet Reichskanzler Max von Baden die Abdankung Kaiser Wilhelms des Zweiten und betraut Friedrich Ebert (SPD) mit den Amtsgeschäften.
Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer.
Wir wollen hier aber an die andere traurige „Berühmtheit“ des Datums erinnern:
Am 9. November 1938 kam es in der „Pogromnacht“ im gesamten Deutschen Reich und Österreich zu Übergriffen gegen Juden und jüdische Einrichtungen. Viele Synagogen in Deutschland gingen in Flammen auf.
Nach Rücksprache mit Hitler hatte Goebbels am gleichen Tag vor Partei- und SA-Führern die „jüdische Weltverschwörung“ für den Tod eines deutschen Diplomaten in Paris verantwortlich gemacht und Ausschreitungen gegen jüdische Einrichtungen gelobt. Die Aussage, dass die Partei zwar nicht als Organisator antijüdischer Aktionen in Erscheinung treten wolle, die Führung solche aber auch nicht behindern werde, wurde von den Anwesenden aber als unmissverständliche Aufforderung verstanden, „spontane Aktionen des Volkszorns zu organisieren. (Hitler zu Goebbels: „Die Demonstrationen weiterlaufen lassen. Polizei zurückziehen. Die Juden sollen einmal den Volkszorn zu verspüren bekommen.“) So wurden entsprechende Anweisungen gegeben, die das „gewalttätige Potenzial der antisemitischen Parteibasis“ mobilisierten. Im Wesentlichen unter Führung der SA (aber auch SS und NSDAP) wurden mehr als 1400 Synagogen und jüdische Versammlungsräume zerstört, Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, Friedhöfe geschändet. Polizei, Sicherheitsdienste und Feuerwehren waren angewiesen worden, nur die nicht-jüdischen Anwesen zu schützen.
In den folgenden Tagen wurden 30 000 Juden und Jüdinnen in Konzentrationslager verbracht, wo viele von ihnen starben.
Der Holocaust hatte begonnen!
In den vergangenen Tagen haben Aktive der Initiative „Jüdisches Leben und Widerstand in Tiergarten“ und der SPD-Abteilung Tiergarten Süd zum Gedenken alle Stolpersteine im Kiez geputzt. Heute findet zum Abschluss um 16h00 eine Würdigung der jüdischen Arbeitsrichter am Arbeitsgericht Berlin statt.