Der Spielplatz
auf dem Magdeburger Platz

Wir, eine junge Familie mit einer 16 Monate alten Tochter, wohnen schon lange hier im Kiez und wollen ab sofort regelmäßig über das Leben mit Kind berichten. Gemeinsam entdecken wir viele Ecken, die man vorher schon kannte, noch einmal neu. Ein kleines Kind hält einen auf Trab, sorgt aber bei einem Spaziergang durch den Kiez auch für Entschleunigung. Für die knapp 300 Meter bis zum Spielplatz benötigten wir neulich 30 Minuten. Jedes Blatt, jeder Stein, der Hauseingang, vor dem oft die Katze sitzt, jedes Mäuerchen ist interessant.

Das von uns als Eltern auserkorene Ziel, der Spielplatz am Magdeburger Platz, hat sich in den letzten Jahren sehr verändert: Mit dem Fall der Mauer, dem Bau des Potsdamer Platzes und der Erweiterung des Botschaftsviertels in den 1990er Jahren, verschoben sich die Stadtgrenzen, sodass der Kiez um den Magdeburger Platz vom Rande West-Berlins ins Zentrum der wiedervereinigten Stadt rückte.

Der Spielplatz sowie der Magdeburger Platz waren zu dieser Zeit leider mitunter sehr vermüllt, wurden für den Vollzug von Prostitution und Toilettengängen genutzt und manchmal wurden sogar Spritzen im Sand liegen gelassen. Spätestens seit der Installation des (festen) Zaunes 2016, der über Nacht verschlossen wird, und dem Aufstellen einer Öko-Toilette hat sich die Situation hier aber deutlich verbessert.

Im Sommer sind die Eingänge von Hopfen gesäumt und der Lärm der Straße verschwimmt hinter hohen Sträuchern und Bäumen. Jetzt im Winter ist es etwas trostlos, dafür sieht man die Vögel in den Bäumen sitzen beziehungsweise wird mit ausgestrecktem Arm und einem “dadada” vom Kind darauf hingewiesen.

Der Spielplatz, noch im Winterschlaf

Während sie strahlend in der Nestschaukel sitzt, denken wir darüber nach, wie es hier vor hundert Jahren aussah, als auf dem Magdeburger Platz noch die Markthalle V stand. Das wäre natürlich eine schöne Ergänzung– eine Markthalle direkt um die Ecke.

Bild 3: Grundriss (unten) und Seitenansicht der Markthalle V. (aus: August Lindemann. Die Markthallen Berlins. 1899, Verlag Springer, Berlin, gemeinfrei).

Aber zurück zu unserem Spielplatzerlebnis: Für alle Altersgruppen wird hier etwas geboten. Für die Kleinsten die Nestschaukel und ein kleines Häuschen mit Rutsche. Die etwas größeren, die auch schon sicher klettern und balancieren können, nutzen die zwei großen Holztürme, um dann blitzschnell die große Rutsche wieder herunter zu nehmen. Für die ruhigeren Kinder sind die kuscheligen Plätze unter den Holztürmen optimal. Hier lassen sich konspirative Treffen genauso abhalten, wie die strategische Baubesprechung für die höchste Sandburg.

Ein Holzplateau ist vor allem für Kinder in Kleingruppen interessant, denn diejenigen, die oben stehen, benötigen von unten Hilfe, um mit dem Seilzug Sand zu transportieren.
Etwas abgelegen steht ein Schräg-Karussel, was aus Elternaugen natürlich eine große Gefahrenquelle ist, obwohl man sich dunkel daran erinnert, selbst gerne eine gefühlte Ewigkeit im Kreis “bergauf” gelaufen zu sein.
Wer keine Lust mehr auf sandige Füße, aber sein Laufrad oder seinen Roller dabei hat, kann sich neben dem eigentlichen Spielplatz auf einem kleinen Verkehrsübungsplatz austoben. Dort findet sich auch ein Basketballkorb für das sportliche Vergnügen.

Etwas abgelegen und genau genommen nicht mehr ganz Teil des Spielplatzes steht eine Tischtennisplatte, die eine Alternative zu den Platten am Gleisdreieckpark darstellt, bei denen man sich bei schönem Wetter manchmal gedulden muss.

Wenn die Spielerei mal wieder länger dauert, ist der Kiosk direkt gegenüber die beste Möglichkeit, um sich mit einem Kaffee, einem gekühlten Getränk oder einem kleinen Snack zu versorgen. Irgendeiner der Nachbarn mit seinen Kindern kommt bestimmt auch vorbei.
Rings um den Spielplatz stoßen wir beim Nach Hause gehen auf zwei kleine Hunde, die hier ihren Auslauf mit Frauchen haben.

Der Magdeburger Platz ist für uns mittlerweile zentraler Bestandteil unseres Alltags geworden, aber auch viele weitere Spielplätze haben wir schon erkundet. Demnächst schreiben wir euch, wo es uns im Frühjahr und Sommer hinzieht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fam. Hobpenz, Fotos: Hobpenz

Redaktion

Ein Kommentar

  1. Liebe Familie Hobpenz: heute freuen wir uns über Markthallen in der näheren Umgebung, aber als die Markthalle auf dem Magdeburger Platz gebaut wurde 1888, wurde sie durch die vielen Einsprüche der Anwohner gegen den Bau am Ende so teuer, das sie, obwohl die kleinste der 14 Berliner Markthallen, die teuerste von allen (je qm Standfläche) wurde, mit Ausnahme der Zentralmarkthalle. So ändern sich die Zeiten und Sichtweisen. Ein sehr schöner Artikel zu den Spielplätzen im Übrigen. Herzlichst, Paul Enck

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