Verblüffende deutsch-britische Impressionen

Die Galerie BlainSouthern fährt zweigleisig. Eine Niederlassung liegt in London am Hanover Square, die andere in den Mercatorhöfen an der Potsdamer Straße.

Auch das aktuelle Ausstellungsprogramm ist bis zum 02. Februar 2019 dual angelegt: im Erdgeschoss zeigt der Londoner Mat Collishaw (*1966) verblüffende Photografien samt Installationen zum apokalyptischen biblischen Zitat „The Grinders Cease“ ( Prediger 12,3). Er setzt sich mit den Themen Tod und Verfall auseinander. Im zweiten Stock präsentiert der Berliner Henning Strassburger (*1983) großformatige Gemälde und Papierarbeiten. Er bezieht sich mit seinen Arbeiten „Kenny“ auf die Pop- und Massenkultur, sucht Identität und Bedeutungsgehalt.

Die riesengroße raumfüllende Projektion „Albion“ (links) von Collishaw aus dem Jahr 2017 bildet die legendäre uralte „Major Oak“ des Sherwood Forest ab, sozusagen als Baumgeist des lange vergangenen viktorianischen Zeitalters.

Die kleinen ornithologischen Malereien ( oben rechts), geschaffen 2017 zum Thema „Gasconades“ (bedeutet „Die Angeber“), sind ungeheuer farbenprächtig und haben eine fast plastische Wirkung. Einen starken und bedrückenden Kontrast bildet dazu die im Renaissancestil gehaltene dunkle Serie „Last Meal on Death Row“. Sie zeigt Abbildungen von letzten Mahlzeiten von Verurteilten  vor ihrer Hinrichtung. Den verblüffenden Abschluss bildet die 3 D Zoetrope Skulptur „Seria ludo“ ( 2016): bewegt durch eine Wundertrommel  (einem Vorläufer der Kinematographie) tummeln sich auf einem weißen Kronleuchter 180 nackte Menschlein, die wild und übermütig eine Orgie feiern. Ein Todestanz im Lüster? Sehenswert!

Mat Collishaw Seria ludo“

Mit Mat Collishaw eröffneten die Galeristen Harry Blain und Graham Southern im Jahr 201o in London ihr Unternehmen. Ein Jahr später eröffneten sie ihre Galerie in Berlin, in der ehemaligen Druckerei des TAGESSPIEGEL.

Die Galeristen berücksichtigen auch lokale Künstler: Henning Strassburger (Meisterschüler von Albert Oehlen, Kunstakademie Düsseldorf) gibt sich mit seiner positiv anregenden Werkschau „Kenny“ nicht mit Formaten unter 4 Quadratmeter ab und passt damit ideal in die äußerst großzügig bemessenen Galerieräume von  BlainSouthern.

Mit seinen leichtgängig verspielten formelhaften Malereien auf weißem Grund kann er den Einfluss seines Meisters nicht verhehlen – und setzt außerdem ein wohltuendes Gegengewicht zu den düsteren Werken seines Kollegen im Erdgeschoss. Der Ausstellungstitel „Kenny“ ist übrigens dem Hause Starbucks zu verdanken. Dort landet immer der falsch verstandene Vorname des Künstlers auf dem Kaffeebecher. In Öl- und Betonfarbe zaubern Straßburgers Arbeiten frühlingshaften Zauber in den Raum. Sein Pinsel schient über die Leinwand getanzt zu sein, etwa bei „Boss Mama“ oder „Untitled“. Sicher hat er Musik beim Malen gehört. Musiker ist er außerdem.

Untitled, 2018 von Henning Strassburger

 

„Kenny II“, 2018 von Henning Strassburger

(Alle Fotos APZ)

 

 

BlainSouthern Berlin

Potsdamer Str. 77-87, 10785 Berlin

Fon: +49 30-644 93 15 10

Website: http://www.blainsouthern.com

Mail: berlin@blainsouthern.de

 

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