Geschichten generieren neue Geschichten: so geschehen jetzt mit der Geschichte von Paul Philipp Blumenreich, die am 22. Juni 2024 in mittendran erzählt wurde. Einige der Informationen waren einer Publikation von Thilo Reffert entnommen (1), die wir bis dahin nicht hatten verifizieren können, z.B. woran die erste Ehefrau von Paul Blumenreich, Adele geb. Fränkel, im Alter von 35 Jahren gestorben war – Reffert wusste: an Tuberkulose. Also haben wir ihn ausfindig gemacht und um ergänzende Informationen gebeten.
Thilo Reffert teilte mit uns nicht nur seine digitalisierten Unterlagen, sodern er erwähnte auch eine „Archiv-Kiste“, die er im vergangenen Jahr einer ungarischen Filmemacherin, Mari Cantu zur Verfügung gestellt hatte. Mari Cantu wohnt in der Potsdamer Straße 156 in einem Haus, in dem von 1891 bis 1893 die Familie Blumenreich wohnte (damals mit der Hausnummer 66), und hatte im vergangenen Jahr – zusammen mit zwei weiteren Bewohnerinnen des Hauses – eine Ausstellung organisiert über das Haus und seine historischen Bewohner*innen (2).
Ihr besonderes Interesse galt dabei Franziska Essenther (1849-1899), Blumenreichs dritter Ehefrau, einer bekannten Schriftstellerin, mit der er drei Kinder hatte. Sie starb 1899 in Berlin durch Suizid, nachdem er sich durch Flucht nach Amerika einer Gefängnisstrafe entzogen hatte. Mari Cantu plant nun, in Fortsetzung der 2023er Ausstellung, einen Film über die Hausbewohner:innen, auf den wir schon jetzt gespannt sind.
Diese Archiv-Kiste (Bild 1) habe ich dann bei Frau Cantu abgeholt und bin schon ganz gespannt, was sie an neuen Erkenntnissen enthalten wird – Forscherglück pur. Und in diese Geschichte gehört auch, dass ein Halbsatz in der Blumenreich-Geschichte vom 22. Juni, wonach die Herkunft der Familie Blumenreich vor 1848 unklar sei, die Aufmerksamkeit einer anderen Leserin meiner Geschichten erregte: Felicitas Spring aus Berlin-Nikolassee, Genealogin und Expertin für jüdische Familienhistorie, die mir schon oft geholfen hat in sehr verschiedenen Recherchen. Und die meiner pessimistischen Einschätzung fehlender Information mit eigenen Befunden widersprach, die sie ankündigte. Beide „Fundstücke“ werden es erlauben, die Blumenreich-Geschichte um ein weiteres Kapitel zu erweitern, quasi eine „Prequel“ zur Blumenreich-Familiengeschichte, nachdem die fünf Teile veröffentlicht sind.