Drei Bauprojekte im Kiez 

1. Kurfürstenstraße 134 Ecke Kielganstraße

Seit längerem wird darüber spekuliert, was hier wohl gebaut wird. Das Gelände, auf dem ab 1930 die Botschaft von Litauen stand, war nach dem 2. Weltkrieg unbebaut geblieben, langsam wuchs ein idyllisches, aber eingezäuntes Birkenwäldchen, und nachdem dieses vor einiger Zeit abgeholzt worden war, stand hier ein Werbecontainer einer Baufirma – dann gingen Bauarbeiten voran, und die Spekulation begann. Nun die Auflösung: Laut Bebauungsplan von Schöneberg entsteht hier ein Appartementhaus mit 45 Wohneinheiten auf sieben Etagen, einschließlich eines „Boardinghouse“, womit wohl ein weiteres Hotel gemeint ist. Das Internet weiß, dass das Grundstück am 19. November 2019 vom Eigentümer, der Republik Litauen, versteigert wurde, der Startpreis war 7,7 Mio. Euro. Der Bauantrag ist vom 26. Januar 2022, einen Vorbescheid gab es im August 2018 auf der Basis einer anderen Planung. Nur der Bauunternehmer selbst ist noch nicht publik geworden, auch wenn es eigentlich Vorschrift ist, dies an der Baustelle auszuweisen. 

Die Baustelle im Mai 2024 Foto EKI

2. Am Karlsbad 6-7

Das alte Gebäude kurz vor dem Abriss Foto P. Enck

In diesen „öden Fensterhöhlen wohnt [nicht] das Grauen“, sondern dahinter verbirgt sich Abriss (inzwischen erfolgt) und Neubau eines Erweiterungsbaus der Feuersozietät Berlin-Brandenburg (Am Karlsbad 7-8), das leicht ein Vorzeigeobjekt moderner Bürobauten werden könnte. Geplant von einer renommierten Berliner Architektenfirma (GRAFT) mit Niederlassungen – und Vorzeige-Objekten – in Berlin, Los Angeles, und Peking. Das Bild der Fassadengestaltung auf der Seite des Karlsbades erinnert an moderne Glasfassaden, wie man sie auch anderen Orten heute findet, was aber die Webseite des Bauprojektes auch verrät, ist, dass der Gesamtblock zwischen Karlsbad und Bissingzeile bebaut wird, einschließlich des Parkplatzes auf der Rückseite. Dabei soll „die historische, mäandernde Logik der vor- und zurückspringenden Gebäudekörper aufgenommen und in moderner Form interpretiert werden“ und der „Campus“ mit insgesamt vier Höfen ausgestattet werden. Die werden aber wohl nicht öffentlich zugänglich sein; schade, vermutlich eine Chance vertan, den öffentlichen Bereich mit ansprechender Architektur anzureichern. Es sei denn, diese Höfe werden so öde wie bei anderen Projekten im Viertel, beispielsweise den „Drei Höfen“ an der Lützowstraße, von wegen „lichtdurchflutet“, wie ursprünglich versprochen.

3. Das HaL baut ein Atelierhaus

Das Haus am Lützowplatz (HaL) hat seit vielen Jahren angekündigt, auf dem zum HaL gehörenden Gelände hinter dem jetzigen Anbau im Garten ein Atelierhaus zu errichten, dessen Äußeres den anderen Apartmenthäusern im Hofbereich ähnlich sein soll. Nur die Funktion ist eine andere: „Nach einem Entwurf des Berliner Architekten Edgar Döwe entsteht hinter dem Garten des HaL ein Punkthaus, das neben seiner Bestimmung als Wohnraum für Künstler*innen und der Gewinnung neuer Ausstellungsflächen auch eine lange vernachlässigte stadträumliche Situation heilt“. Bei einem Punkthaus befindet sich das Treppenhaus im Zentrum des Gebäudes. Das ist lobenswert und im angespannten Berliner Wohnungsmarkt notwendig, vor allem für Gäste, für die ein Hotelaufenthalt über Wochen und Monate nicht finanzierbar ist. Dass vor mehr als 100 Jahren aus dem gleichen Grund an gleicher Stelle bereits ein Atelierhaus stand, ist den Planern offensichtlich nicht bewusst. 

Modell des Punkthauses Foto EKI

 

 

Paul Enck

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