Ein Denkmal für zwei „Alte Herren“

Denkmal für die Väter des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages (Foto:bse)

In unserm Kiez, Ecke Tiergartenstraße / Klingelhöferstraße, findet sich eine Ehrentafel für Charles de Gaulle und Konrad Adenauer.

Als der frisch gekürte französische Staatschef Charles de Gaulle den Vertreter des besiegten Erzfeindes Deutschland im September 1958 zum persönlichen Gespräch in seinem Heimatort  Colombey-les-Deux-Églises empfing, war dies nicht nur ein einmaliges Ereignis sondern auch eine besondere Auszeichnung – und der Auftakt für eine besondere Freundschaft – zweier Alter Herren und zweier Nationen.

Nach der jahrhundertelangen „Erbfeindschaft“ der beiden Länder sagte der Held der französischen Résistance, „Monsieur le chancelier fédérale, Vous êtes en France le très bienvenu!“ (Herr Kanzler, Sie sind in Frankreich sehr willkommen!) um die Annäherung der ehemals verfeindeten Nachbarn auf den Weg zu bringen.

Dass dieses „Willkommen“ alles andere als normal war, habe ich als 15-Jähriger noch in Paris erlebt, als Kunden das Feinkostgeschäft meiner Gasteltern mieden und ich aus Bistros mit den Rufen „salle boche“ (dreckiger Deutscher) vertrieben wurde.

Im Juli 1962 empfing der französische Präsident dann den deutschen Kanzler zum Staatsbesuch in Paris, der in einer feierlichen Versöhnungsmesse in der „Märtyrerstadt“ Reims gipfelte.

Bereits im September folgte der 71-Jährige de Gaulle seinerseits der Einladung zum Staatsbesuch in Deutschland. Auf dem Bonner Marktplatz lobte der Anführer des Widerstands gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg, in freier Rede und auf deutsch, das „große deutsche Volk“ und rief „Es lebe die deutsch-französische Freundschaft.“ In jeder Stadt, die er vom 4. bis zum 9. September 1962 besuchte, wiederholte er diese Worte und erlebte einen triumphalen Empfang.

Es sollte nicht bei Worten bleiben. Bereits am 22. Januar 1963 unterzeichneten der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer im Amtssitz des französischen Präsidenten, dem Élysée-Palast in Paris, den Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit. Dieser sah eine weitreichende Kooperation beider Länder in politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen vor. Er war von essenzieller Bedeutung für die deutsch-französische Aussöhnung und den Frieden in Europa.

Nicht nur die Arbeit auf höchster zwischenstaatlicher Ebene hat die deutsch-französische Partnerschaft geprägt. Die Zusammenarbeit von Kommunalverwaltungen, Vereinen, Jugendorganisationen, Schulen und Universitäten sowie unzählige Städtepartnerschaften haben ihren besonderen Anteil an der Festigung der Beziehungen. Die wichtigste durch den Elysée-Vertrag dauerhaft geschaffene gesellschaftliche Institution ist das Deutsch-Französische Jugendwerk. Die heranwachsenden Generationen sollten – unbelastet von der vergangenen Feindschaft – durch intensive Kooperations- und Austauschprojekte die neue Freundschaft leben. Auch ich habe über den Schüleraustausch meine Liebe zu Frankreich entdeckt und gefestigt.

Die Freundschaft zweier Männer wurde zur Freundschaft zweier Nationen (Foto:bse)

Die enge persönliche Bindung zweier alter Männer – Adenauer (87) und de Gaulle (71) – machte den Èlysée-Vertrag möglich.

An den Vertrag und seine Väter erinnert die Gedenktafel am Großen Tiergarten. Sie wurde am 23. Januar 2003 durch den französischen Präsidenten Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Elysée-Vertrags enthüllt.

(Foto:bse)

Die Inschrift: »Die Versöhnung zwischen dem deutschen und dem französischen Volk, die eine Jahrhunderte alte Rivalität beendet, stellt ein geschichtliches Ereignis dar, das das Verhältnis der beiden Völker zueinander von Grund auf neugestaltet«

… und wurde Grundlage eines langen Friedens in Europa!

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