Im April veröffentlichten wir einen offenen Brief von WIR an der Potsdamerstraße und freuten uns über die rasche Reaktion der GEWOBAG
Allerdings war die Freude wohl nicht gerechtfertigt! Bis heute werden weiterhin Waffen im Schaufenster gezeigt…
(ein Beitrag von Conny Voester)
Der Inhaber des Waffengeschäfts in der Potsdamer Straße Nummer 183 ist freundlich und gesprächsbereit. Wir sind Anwohnende und wollen nachfragen, was er von dem Kiez weiß, in dem er sich eingemietet hat, ob er Kenntnis von dem Böllerverbot an Silvester hier im Kiez und von der jüngsten Schießerei gehört hat. Hat er nicht!
Wir finden ein Waffengeschäft gerade in diesem Kiez völlig unpassend.
Die Quintessenz unseres circa 20 minütigen Gespräches:
Der Mietpreis sei günstig. Die GEWOBAG hätte sein Konzept gekannt, diesem zugestimmt und ohne Probleme an ihn vermietet. Nein, er hätte die Situation im Kiez nicht gekannt. An Jugendliche verkaufe er grundsätzlich nicht und alle Käufer*innen würden per Personalausweis bei ihm registriert, so dass zum einen das Alter bekannt sei und zum anderen ein Missbrauch der Waffen dann nachvollziehbar sei.
Er brauche die Dekoration in den Auslagen, so dass vorbeifahrende Autofahrende sehen, was er verkauft. Der Ort sei gut gelegen, weil viele online-Kunden leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln herkommen und sich ihre Käufe selbst abholen könnten. Er habe keine Laufkundschaft aus der Nachbarschaft.
Hätte er gewusst, welche Vorbehalte in der Nachbarschaft gegen den Laden aufkommen, hätte er ihn nicht angemietet. Er sei auf gute Nachbarschaft aus und wolle keinen Stress oder Streit. Doch habe er viel in den Laden investiert und nun fürchte er um seine Existenz. Er habe Interesse daran umzuziehen, doch sei er noch in der rechtlichen Auseinandersetzung mit der GEWOBAG, um zu klären, wie das Mietverhältnis gelöst werden könne. Das müsse er abwarten.
Er verstünde unsere Sorgen und wolle die nicht durch den Laden verstärken. Ein Eisladen sei in diesem Kiez jedoch besser.
Wir finden, dass eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft gut daran täte, bei einer Vermietung darauf zu schauen, welche Waren hier in den Kiez passen. Ein bisschen Recherche hätte ergeben, dass der Inhaber bereits am Stuttgarter Platz einen solchen Laden führte. Wir würden es begrüßen, wenn die GEWOBAG etwas für diesen Kiez tut und dem Geschäftsinhaber einen Umzug ermöglicht, der nicht seine Existenz bedroht. So kann die GEWOBAG ein überzeugendes Signal senden, dass sie für den nachbarschaftlichen Frieden einsteht.
Und ob sie es ernst meint mit ihrer Stellungnahme vom April, in der sie noch betont: „Unsere BewohnerInnen sollen sich in ihrem Quartier sicher- und wohlfühlen. Selbstverständlich weisen wir die Unterstützung derartiger Geschäfte und Einrichtungen streng von uns.“ Und bevor die GEWOBAG den nächsten Mietvertrag unterschreibt, kann sie ja mal in der Nachbarschaft nachfragen, welche Läden die hier lebenden Menschen brauchen und begrüßen.