Unsere Potsdamer Straße ist eine wichtige Lebensader der Hauptstadt. Alles kann einem hier begegnen. Manches ist laut und bunt und brüllt die Passant*innen auf den breiten Gehwegen geradezu an. Doch es gibt die stillen Kostbarkeiten, die man leicht übersieht, die es wert sind, aufgesucht zu werden, wie etwa den Verlag des Wieners und Wahlberliners Peter Fabian im Nachbarhaus der Joseph-Roth-Diele. Er gehört dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler an. Sein Kunstverlag bietet 150 Editionen von 45 renommierten Künstlern (Timm Ulrichs, Bazon Bock, Eugen Gomringer, u.v.a.) aus 12 Ländern.
Im Gartenhaus, über dem ruhigen Innenhof, der von einem immens starken Baum beschattet und beschützt wird, hat Peter Fabian seit zwanzig Jahren seinen Kunstverlag – und doch noch so viel mehr: ein Panoptikum voller Kunst, Kuriositäten, Vitrinen, Schränke sowie Kisten voller Presseartikel ordentlich gestapelt bis zur Decke des überhohen Raumes.
Aber es bleibt nicht bei den überwältigenden optischen Eindrücken: Wenn der Hausherr sanft und melodisch in Wiener Akzent seine Sammlung durch Anekdoten und Geschichten zum Leben erweckt, dann gibt es kein Gestern und kein Heute mehr, da vermischen sich vergangene Jahrzehnte mit der Gegenwart, da wird alles lebendig und fassbar – selbst Filmgöttinnen wie Marlene Dietrich (sie wohnte als Kind in der Potsdamer Str. 116) und Romy Schneider werden zauberhaft präsent, als hätten sie soeben das Gartenhaus nur für einen kurzen Moment verlassen …
Der Wiener Peter Fabian hat seit zwanzig Jahren seinen Kunstverlag und sein journalistisches Redaktionsbüro in der Potsdamer Straße 73, im Gartenhaus. Peter Fabian ist sehr vielseitig, z.B. beliefert er Museumsshops mit kunstsinnigen und witzigen Dingen. Für das Museum Ritter Waldenbuch hat er gemeinsam mit der lokalen Schreinerei Ißleib (Lützowstraße 93) einen Glückswürfel aus Holz entwickelt, mit dem man nur gewinnen kann: auf allen Seiten sind sechs Punkte angebracht.
Auch vertreibt Fabian die bekannten seriellen Skulpturen des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl, die in deutschen Städten zu Jubiläen die Straßen bevölkern, wie etwa der Hase für die Dürerstadt Nürnberg oder der goldene Mini-Beethoven für Bonn zum Gedenken an die 9. Sinfonie. Im letzten Jahr erinnerte Fabian mit einer fotografisch und künstlerisch gestalteten Bierdeckelserie an den Berliner Künstler Kurt Mühlenhaupt (1921-2006), der in den Sechziger Jahren die Kneipe „Leierkasten“ in Kreuzberg hatte.
Mit Marlene Dietrich verbindet den Verleger aber viel mehr als nur die Potsdamer Straße. Da gibt es noch das gemeinsame Projekt mit Irene M. Andessner: dies führte zu einer Serie mit hochwertigen und täuschend echten Rollenporträts – mit Andessner in der Rolle der Dietrich. Schließlich suchte (und fand!) Andessner per Annonce einen Heiratswilligen mit Nachnamen Dietrich, so dass die Brautserie „I.M.Dietrich“ (auf Englisch: I am Dietrich = Ich bin Dietrich) erstellen werden konnte.
Dies ist nur ein klitzekleiner Ausschnitt aus dem Schaffen des Verlegers und Journalisten in unserem Kiez. Die mitteNdran Redaktion hofft auf einen neu hinzugewonnenen Autor, der unter der eigenen Sparte „K. und K.“ Geschichten über unseren Kiez und die Kunst verfassen wird…
Kontakt:
Peter Fabian Verlag, Potsdamer Strasse 73, 10785 Berlin
Fon: 030/ 26393897
E-Mail: fabian@artikel-editionen.com
Website: http://http://artikel-editionen.com
(Fotos: APZ, Courtesy Peter Fabian)