Das Zentrum für sexuelle Gesundheit STI/HIV in der Potsdamer Straße ist ein Ort des Vertrauens. Wer hierher kommt kann sicher sein, dass Anonymität und Vertraulichkeit gewahrt bleiben. Möglichst viele Menschen sollen wissen, was sie hier erwarten können. In Clubs, Bars, Bordellen und Massage-Salons gibt es deshalb in Form von Flyern und Gesprächen Informationen zum Angebot des Zentrums. Und das ist für Alle da. Für Menschen aus dem Kiez und ganz Berlin, für Zugereiste und Tourist*innen. Sie werden kostenfrei beraten zu Themen der Sexualität, sexueller Gewalt und sexuell übertragbaren Krankheiten. Nach telefonischer Anmeldung erhalten Interessierte eine Nummer, unter der sie den Beratungsprozess durchlaufen. Namen werden nicht benutzt.
Zuerst erfolgt ein Gespräch mit Sozialarbeiter*innen. In angenehmer, entspannter Atmosphäre werden hier die Fragen und Probleme individuell diskutiert – wie das wohl nur selten in einer „normalen“ Arztpraxis möglich ist.
Falls notwendig, erfolgt danach eine kostenfreie Untersuchung auf Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis und Hepatitis (STI = sexually transmitted diseases / sexuell übertragbare Erkrankungen). Auch gründliche HIV-Tests der 4.Generation werden gegen einen Kostenbeitrag von 10 Euro durchgeführt. (HIV = Humanes Immundefizienz-Virus – der Erreger von AIDS). Geringverdiener sind von diesen Kosten befreit. Wenn nötig, erfolgen dann auch Behandlungen der Infektionskrankheiten.
Klient*innen mit chronischen Erkrankungen und ohne Krankenversicherung erhalten Informationen zur „Clearingstelle für nicht krankenversicherte Menschen“ oder zu anderen Institutionen wie das “Medibüro“ oder den „Malteser-Hilfsdienst“, zu Schwerpunktpraxen oder Kliniken, welche gegebenenfalls eine längerfristige Behandlung unterstützen können.
Sex-Arbeiter*innen und Patient*innen mit akuten Krankheitszeichen können übrigens ohne Terminabsprache kommen.
„Mit dem Ziel, Infektionskrankheiten zu erkennen, zu behandeln und deren Weiterverbreitung zu verhindern, leisten wir im Sinne der Sekundär-Prävention einen Beitrag zur Umsetzung des Infektionsschutz-Gesetzes“ sagt Dr. Bülbül, der Leiter des Zentrums.
Die Wirksamkeit guter Aufklärung zur Verhinderung sexueller Krankheiten wird weltweit nicht mehr infrage gestellt. Deshalb leistet das Zentrum für Sexuelle Gesundheit auch entsprechende Informationsarbeit für spezielle Zielgruppen.
Ganz wichtig sind die sexualpädagogischen Workshops für Schüler*innen der 7. Klassen. Hier wird ohne Tabus über alle Aspekte der Sexualität gesprochen. Schüler*innen können dabei Fragen stellen, die sie ihren Lehrer*innen und Eltern wohl eher nicht stellen würden.
Laut WHO ist sexuelle Gesundheit „ein Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität“. Dazu leistet das Zentrum für sexuelle Gesundheit in der Potsdamer Straße seinen Beitrag.
Lassen Sie uns im Kiez unseren Teil beitragen durch Toleranz, Verständnis und Zuwendung, durch eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen, auch wenn sie nicht immer unseren eigenen Vorstellungen entsprechen.