Seit diesem Juli ist die Bürger*inneninitiative „Gemeinsam fürs grüne Gleisdreieck“ aktiv, um sich für den Schutz des Parks und die Lebensqualität von Nutzer*innen und Anwohner*innen einzusetzen. Vor kurzem wurde ein Forderungskatalog an die zuständigen Politiker und Behörden verschickt (https://www.mittendran.de/?p=13466). Die Umzäunung und Schließung des Parks wird als letztes denkbares Mittel in Erwägung gezogen.
Hier nun das Plädoyer „Für ein offenes Gleisdreieck“ von unserem Leser, dem Journalisten Hannes Koch. Er ist Parkanwohner und seit 2014 gewählter Bürgervertreter im Gleisdreieckpark-Beirat:
Für einen offenen Gleisdreieck-Park
Von Hannes Koch
In diesem Sommer 2020 hat sich ein Konflikt entwickelt, der die Gemüter rund um den Gleisdreieck-Park erhitzt. Vor allem an den Wochenenden finden dort nachts große und laute Partys statt, Parkeinrichtung wird beschädigt. Viele Anwohner:innen fühlen sich massiv gestört, eine Bürgerinitiative wurde gegründet. Teilweise ist die Forderung zu hören, den Park nachts abzuschließen.
Diese Probleme muss man ernst nehmen – ohne allerdings den Charakter des Parks in Frage zu stellen. Das Gleisdreieck ist eine öffentliche Grünanlage, angelegt zum Nutzen aller. Die Interessen von Sportler:innen, Erholungsuchenden, kleinen Kindern, Familien, Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und Anwohner:innen müssen ebenso berücksichtigt werden, wie die Wünsche, draußen zu feiern. Schließlich sind wegen Corona alle Clubs geschlossen. Wo sollen die jungen Leute sonst hin?
Der Park muss offen bleiben. Ihn nachts zu schließen, ist auch kaum möglich. Ein Zaun ist teuer und müsste bewacht werden. Die Durchgangswege, die das Gleisdreieck von 13 Eingängen aus kreuzen, wären dann versperrt. So geht das nicht.
Wir sollten zu einem Kompromiss kommen – zum Beispiel: Freitagnacht feiern, Samstagnacht schlafen. Andere Möglichkeit: eine Zeitbegrenzung für Partys bis 23.00 Uhr. Denkbar wäre auch, eine Feierzone auszuweisen, etwa am südlichen Ende der Ladestraße im Ostpark. Diese Regeln müssten Ordnungsamt und Polizei aber auch durchsetzen.
Um solche und andere Verfahren zur Konfliktschlichtung vorzubereiten, sollten regelmäßig alle Beteiligten und Interessierten zusammenkommen – Bezirksämter, Grün Berlin, Polizei, Anwohner:innen, Gewerbetreibende. Auch die Clubkommission, die sich für sozialverträgliches Feiern unter freiem Himmel einsetzt, wäre ein nützlicher Gesprächspartner.
Einen neuen Runden Tisch, den die Bürgerinitiative fordert, braucht man dafür nicht – es gibt schon einen: den Nutzerbeirat des Parks, in dem auch gewählte Bürgervertreter:innen sitzen. Alle können kandidieren. Demnächst findet die Neuwahl statt. Um seiner Aufgabe gerecht zu werden, sollte der Beirat künftig öfter tagen als bisher.
Lieber Hannes Koch zunächst einmal danke für den Beitrag Den ich in der Argumentation überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Freitag feiern Samstag Nacht schlafen I?…. Meinen Sie das ernsthaft
Welches Projekt hat der Nutzerbeirat im Park am Gleisdreieck nach vorne gebracht welches?
Der Park hat bereits eine Hausordnung und die wird von niemandem eingehalten.
Das Ordnungsamt nicht präsent?
Die Polizei mit der Vielzahl an Ereignissen überfordert
Wenn man die Videos von den nächtlichen Exzessen sieht und hört können einem die Anwohner wirklich mehr als leid tun
Den Park von 24 Uhr bis 5:00 Uhr morgen schließen sehr gerne damit die Tiere einen Rückzugsort haben, der Park sich erholen kann
Nicht weiter Unsummen von Steuergeldern verschwendet werden. und dieser nächtliche Vandalismus aufhört
Es käme all den zugute die den Park genießen wollen ohne Glas Scherben ohne nächtlichen Vandalismus ohne permanenten Einbrüchen bei fast allen Gewerbetreibenden
Lieber Hannes Koch,
haben Sie vielen Dank für Ihren Beitrag. Je mehr wir in die Diskussion kommen, desto mehr rücken die Geschehnisse um den Park in den Fokus.
Leider überzeugt mich Ihre Argumentation wenig. Ein schlichtes „Alle Clubs sind zu – wo sollen die jungen Leute denn hin?“, ist vor dem Hintergrund der Größenordnung der stattfindenden Gelage und der unfassbaren Rücksichtslosigkeit ihrer Teilnehmer zu dünn.
Niemand hat das „Recht“ auf Party. Ein Recht auf Nachtruhe von 22-6 Uhr hingegen besteht schon. Diese einfachgesetzliche Regelung ist Ausfluss des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, das in Art. 2 Absatz 2 Grundgesetz als Grundrecht ausgestaltet ist. Diese Regelung von Verfassungsrang ist ein Schutzrecht, d.h. den Staat trifft ein besonderer Schutzauftrag, die körperliche und geistige Gesundheit seiner Bürger zu schützen. Und genau davon sprechen wir spätestens seit diesem Sommer. Die Partys gehen regelmäßig in einer ohrenbetäubenden Lautstärke bis morgens um 7:00 Uhr (so geschehen am vergangenen WE). Selbst geschlossene Fenster mit Dreifachverglasung helfen da nicht immer. Meine 1,5 jährige Tochter wacht regelmäßig auf und ist in ihrem Schlaf erheblich gestört. Ich selbst leide mittlerweile unter dauernden Kopfschmerzen und einer bleiernen Müdigkeit, da ich einen Großteil der Nächte (und es geht nicht lediglich um Freitag- und Samstagnacht, sondern, bei entsprechendem Wetter, jede Nacht der Woche) nicht schlafe oder dauerhaft mit der Polizei telefoniere.
Ihrem Vorschlag, einen Abend des Wochen des für legale Feiern dieses Ausmaßes zu nutzen, lässt mich daher erschrocken zurück. Auch eine zeitliche Limitierung bis 23 Uhr halte ich für – rechtlich unzulässig, da die Nachtruhe um 22 Uhr beginnt – und vor allem nicht umsetzbar. Der zuständige Abschnitt 52 der Berliner Polizei ist mit seinen 4 Funkwagen nicht in der Lage hunderte Feiernde um Punkt 23 Uhr aus dem Park zu bekommen. Und wer schon mal feiern war, dass Partys doch erst rund um Mitternacht richtig in Gang kommen; die Feiernden werden doch nicht um 23 Uhr brav nach Hause gehen oder sich leise verhalten, geschweige denn den entstandenen Müll mitnehmen.
Jetzt denken Sie möglicherweise „Was für eine frustrierte Alte“, daher möchte ich Ihnen noch die folgenden Infos über mich geben, damit Sie mich einordnen können: ich bin Mitte 30 und habe in meinem bisherigen Leben schon eine Menge gefeiert und tue es auch immer noch gern – und für die vielfältigen Möglichkeiten in diesem Bereich schätze ich Berlin! Aber eben nicht mit aller Gewalt und auf Kosten anderer…
Freundliche Grüße
V. Reinhardt