(ein Gastbeitrag von Heinrich-Wilhelm Wörmann)
Die meisten von uns sind vermutlich schon oft auf dem Weg zum Tiergarten durch die Stauffenbergstraße gegangen und dachten beim Passieren der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die sollte ich wirklich mal besuchen.
Nichts leichter als das, denn die GDW ist, kaum zu glauben, das ganze Jahr von 9-18 Uhr (Do bis 20 Uhr) geöffnet – bis auf Weihnachten und um die Jahreswende – es gibt also keine Ausrede mehr. Selbstverständlich ist der Eintritt frei, auch Gruppenführungen und Veranstaltungen werden kostenlos angeboten. Und die Gedenkstätte über drei Etagen ist natürlich barrierefrei.
Wer die alte, völlig überladene Ausstellung aus den 80er Jahren noch kennt, wird die aktuelle, medial unterstützte Präsentation des deutschen Widerstandes überraschen.
Die 2014 eröffnete Dauerausstellung in der 2. Etage umfasst den gesamten Widerstand gegen den Nationalsozialismus
- aus der Arbeiterbewegung
- aus christlichem Glauben
- aus Kunst und Wissenschaft
- das Attentat von Georg Elser vom 8. November 1939
- der Kreisauer Kreis
- Widerstand von Jugendlichen
- die Rote Kapelle
- die Weiße Rose
- Exil und Widerstand
- Widerstand von Juden
- Widerstand von Sinti und Roma
- Widerstand im Kriegsalltag
Am authentischen Ort liegt ein Schwerpunkt natürlich auf dem Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 nach dem Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler, dessen 75. Jahrestag wir in diesen Tagen begangen haben. Nach dessen Scheitern wurden Stauffenberg und seine Mitverschwörer noch in derselben Nacht im heutigen Ehrenhof erschossen. In der 1. Etage befinden sich neben dem neuen Empfang heute ein Sonderausstellungbereichmit der Ausstellung „Ihr trugt die Schande nicht …“ – Die frühe Erinnerung an den 20. Juli 1944
In der öffentlichen Wahrnehmung galten die am Widerstand Beteiligten nach 1945 noch lange Zeit als „Verräter“ und „Eidbrecher“. Erst 1953/54 begann sich dieses Bild zugunsten einer stärkeren Anerkennung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland zu wandeln. Die neue Sonderausstellung informiert über öffentliche und politische Wahrnehmung des Umsturzversuchs in Ost und West bis zum Jahr 1955 und zeichnet die Suche des Berliner Senats nach der Gestaltung des 1953 eingeweihten Ehrenmals im heutigen Ehrenhof des Bendlerblocks nach.
Schaudepot Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer e.V. wird im Februar 1924 als parteiübergreifende Organisation zum Schutz der Weimarer Republik gegründet. Sozialdemokraten, Mitglieder der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der Deutschen Zentrumspartei engagieren sich hier für die Festigung der Republik und für die Achtung der Verfassung. Viele von ihnen sind ehemalige Soldaten des Ersten Weltkrieges.
Bald darauf hat das Reichsbanner bis zu drei Millionen Mitglieder. Sie bekämpfen Nationalsozialismus und Antisemitismus, Links- und Rechtsextremismus. 1933 wird das Reichsbanner verboten, seine Aktivisten werden verfolgt, inhaftiert oder ins Exil getrieben. Dieses Schaudepot zeigt Sachzeugnisse des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, die das politische Engagement und die gesellschaftliche Entwicklung dieser demokratischen Massenorganisation spiegeln.
Das Schaudepot in der 1. Etage neben dem Sonderausstellungsbereich ist Mittwoch und Samstag von 14 bis 18 Uhr geöffnet
In der 3. Etage der Gedenkstätte Deutscher Widerstand befindet sich heute
Die Gedenkstätte Stille Helden
Sie erinnert an jene Menschen, die während der NS-Diktatur verfolgten Jüdinnen und Juden beistanden. Das Beispiel der vielfach als „stille Helden” bezeichneten Helferinnen und Helfer zeigt, dass es auch im nationalsozialistischen Deutschland und in den deutsch besetzten Gebieten Handlungsspielräume gab, Verfolgte zu unterstützen.
Die Dauerausstellung informiert über die Verfolgung und die Zwangslage der Jüdinnen und Juden angesichts der drohenden Deportationen, über den Entschluss Einzelner, sich durch Flucht in den Untergrund der tödlichen Bedrohung zu widersetzen, sowie über das Handeln und die Motive derjenigen, die ihnen halfen. Dabei werden nicht nur geglückte Rettungen, sondern auch gescheiterte Hilfsversuche dokumentiert.
Weiter haben folgende kooperierende Organisationen ihren Sitz in der Stauffenbergstraße 13-14
- Gegen das Vergessen – Für Demokratie e.V.
- Internationale Auschwitz Komitee
- Aktives Museum, Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.
- Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin
- Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.
- Stiftung 20. Juli 1944
Mehr zur Gedenkstätte Deutscher Widerstand finden Sie hier.
Vielen Dank für diesen guten und ausführlichen Gastbeitrag von Herrn Wörmann!