Erwin Anthofer und sein Friseurladen 

Gastbeitrag von Ekkehard Pohlmann 

Bei einem Spaziergang fielen ihm in einem Friseurgeschäft in der Kurfürstenstraße die stark eingeschränkten Öffnungszeiten auf. „Der Inhaber muss schon älter sein, dachte ich mir.“ Das war 1990. Die beiden blieben im Gespräch, und drei Jahre später konnte er den Friseurladen übernehmen. Da war er 38 Jahre alt. Erwin Anthofer sagt „Friseurladen“, nicht „Salon“.  Er arbeitete dort bis Anfang 2024. Dann musste er wegen einer starken Mieterhöhung umziehen, aber nur ein paar Häuser weiter: Kurfürstenstraße 31. Auch hier hat er den für ihn wichtigen Vorteil, dass sein „Laden“‘ direkt mit seiner Wohnung verbunden ist. Am Publikum und am Umsatz habe sich durch den Umzug nichts geändert, erzählt er. 

Erwin Anthofer ist 1973 von München nach Berlin gekommen und hat in allen möglichen Stadtteilen als Friseur gearbeitet. Das Milieu in der Kurfürstenstraße mit Straßenstrich und Drogenkonsum hat ihn nie gestört. Er kenne die Szene, habe nichts mit ihr zu tun, es habe nie Probleme gegeben.  

Erwin Anthofer in seinem Friseurladen Foto E. Pohlmann

Die Dekoration in dem „Laden“ ist vielleicht einmalig in Berlin: Die Wände sind voll mit alten Reklame-Blechschildern, mit Geweihen und Schnitzereien, mit altem Porzellan und Filmfotos in Schwarz-weiß. Ein eindrucksvolles Sammelsurium. Wo kommt das alles her? Ein Reklameschild hat ihm vor Jahren der Rockmusiker Frank Jürgen „Eff Jott“ Krüger (Neue Deutsche Welle – „Ideal“) geschenkt, der auch sein Kunde war. Im Übrigen geht er gern auf Flohmärkte. „Da läppert sich nach und nach was zusammen. Aber ich hänge nicht an dem Zeug.“  

Deko in Anthofers Friseurladen Foto E. Pohlmann

Fester Bestandteil des Ladens ist Emil, der Boxerhund, der seinen festen Polsterplatz am Schaufenster hat. Langweilt der sich nicht, so den ganzen Tag über? „Nee, wenn der was will, dann meldet der sich schon. Der spricht ja nicht viel. Aber der sagt dir genau, was er will. – Das ist ja mein dritter Hund, es waren alle Boxer und hießen alle Emil. Ich hab’ nämlich Mühe, mir Namen zu merken.“ 

Erwin Anthofer mit Emil Foto E. Pohlmann

Falls Erwin Anthofer gesund bleibt, was man ihm nur wünschen kann, wie lange wird er dann noch arbeiten? „Also ich hab’ mal im Fernsehen einen Kollegen aus Hamburg gesehen, so’n Fischkopp, der ist 94 und schneidet immer noch. Und den will ich überholen. Als Bayer, verstehste?“ 

Die Website von Erwin Anthofer: https://www.friseur-anthofer.de/ 

 

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