Es gab einen Punkt, an dem ich aufgeben wollte.

Viel wird über die Frauen gesagt und geschrieben, die auf der Kurfürstenstraße ihrem Gewerbe nachgehen.

Wir glauben, dass die Berichte der Frauen darüber, wie sie selbst ihren Lebensalltag in und um die Kurfürstenstraße sehen und was sie bewegt, nicht vergessen werden sollten. Mit freundlicher Genehmigung des Frauentreff OLGA veröffentlichen wir seit März 2020 in unregelmäßiger Folge Auszüge aus der Projektbroschüre  PHOTOVOICE

Heute geben wir Dzsenifer eine Stimme:

Ich verbringe im Jobcenter und Finanzamt sehr viel Zeit und habe viele Probleme hier. Als ich mich zum 1. Mal angemeldet habe, habe ich sehr viele Papiere erledigen müssen. Es war sehr anstrengend. Ich musste viel hin und her laufen und viel warten. 2 oder 3 Mal zurückgehen. Mittlerweile bekomme ich Leistungen vom Jobcenter, alles hat sich verbessert.

Ich bin nicht mehr von so vielen Leuten abhängig und muss nicht mehr auf der Straße stehen. Früher musste ich meinen Freund fragen, wenn ich etwas wollte. Das Jobcenter hat mit vielen Papieren lange auf sich warten lassen. Es hat über zwei Jahre gedauert, bis ich meinen Anspruch durchbekommen habe.

Sie wollten immer wieder Papiere die ich nicht besorgen konnte, wie zum Beispiel eine Aufenthaltsgenehmigung, die ich als EU-Bürgerin gar nicht mehr brauche. Und die Sachbearbeiterin hat weiterhin darauf bestanden, dass ich ihr dieses Dokument bringe.

Ich hatte immer wieder neue Sachbearbeiter. Immer die, die gerade Zeit hatten und ich musste jedes Mal meine Geschichte neu erzählen und immer wieder die Papiere mitbringen und neu kopieren.

Es gab einen Punkt, an dem ich aufgeben wollte. Ich wollte nach Ungarn zurück, weil die Geburt von meinem Kind anstand und es 2 Jahre nicht geklappt hat mit dem Geld. Dabei habe ich hier in Deutschland ja auch gearbeitet. Auf der Straße, in Wäschereien und Hotels.
Die Leute im Jobcenter und Finanzamt möchten alles wissen und wollen eigentlich gar nicht helfen und auch jetzt nicht. Bis ich dann gesagt habe, dass ich zum Anwalt gehe. Mein Freund hat den Anwalt erwähnt und auf einmal hat es geklappt. Jetzt mache ich einen Deutschkurs, damit ich mich besser verständigen und hier arbeiten kann……

(copyright: OLGA)

 

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