Von Türmen, Staren und Pinien

 

Tent/Texture III, Kharkiv, 2015, Hito Steyerl (Foto:APZ)

Drei große neue Namen fügt Galeristin Esther Schipper diesen Sommer ihrer Galerie hinzu: Hito Steyerl, Christoph Keller und Tao Hui.

Drei hoch aktuelle Fragen stehen im Zentrum der bis zum 17. August 2019 laufenden Ausstellung: Identität, Zugehörigkeit und Migration.

Hito Steyerl (1966 in München geboren), Trägerin des Berliner Käthe-Kollwitz-Preises 2019,  gestaltet einen ganzen Raum mit Videos an drei Wänden. Der Titel „The Tower“ nimmt einerseits Bezug auf Saddam Hussein’s misslungenes Projekt den Turm zu Babel zu rekonstruieren, und andererseits  auf ein Computerspiel. Eigentliches Thema ist der Ukrainekonflikt 2014. Der Besucher nimmt hier auf einem der zwei superbequemen roten Sessel Platz und wird für knapp sieben Minuten Teil einer Art Computerspiel, das kriegerische Handlungen darstellt. Der russische Kommentar ist mit englischen Untertiteln versehen.

Christoph Keller (* 1967 in Freiburg) zählt zu seinen zahlreichen Auszeichnungen auch den Rom-Preis der Deutschen Akademie Villa Massimo 2017-2018. Von seinem dortigen Aufenthalt hat er ein besonderes „Souvenir“ aus der Via Tiburtina  mitgebracht – einen beachtlich großen entwurzelten Pinienstumpf. Dieser wird in der Galerie durch vier an der Decke angebrachten Düsen regelmäßig besprüht. Soll hier tote Natur wiederbelebt werden? Besteht noch Hoffnung? Wird der Stumpf hier in Berlin Wurzeln schlagen? Lebendiges Leben herrscht in Kellers Video „Storni Morti“ durch einen  Starenschwarm, der im Morgengrauen im Campo Verano Friedhof  schwarze Muster in den Himmel zeichnet.

Der Künstler Tao Hui (geboren 1987 in Yunyang,Chongqing/VR China) zeigt eine faszinierende Holografie eines Frauengesichtes, eine Mona Lisa des 21. Jahrhunderts. Um ihrem traurigen Selbstgespräch zuzuhören, kann man es sich auf großen Bodenkissen bequem machen.

 

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