Berliner Spaziergänge durch Mitte, Wedding und Tiergarten

Für eilige Touristen viel zu speziell. Für interessierte Berliner, die wissen, dass sie nie alles über ihre geschichtsträchtige große Stadt wissen werden, genau richtig: der kleine Stadtführer im Westentaschenformat „Berliner Spaziergänge“ von Christian Simon.

Der erfahrene Stadtführer und Heimatforscher bietet fünf Touren durch Mitte, Wedding und Tiergarten an. Er streift unseren Kiez und beschreibt die direkte Nachbarschaft.

 

Zwischen dem „Brandenburger Tor und dem Humboldt Forum“ erklärt der Autor entlang von Berlins Prachtstraße jedes Haus und jede Botschaft. Kritische Töne, etwa bezüglich der Botschaft der USA, verkneift er sich dabei nicht. Auch die monumentale Größe der Botschaft der Russischen Föderation ist ein Thema, die ihr ursprüngliches Format in den 60er und 70er Jahren durch weitere Wohn-, Schul- und Geschäftshäuser um das Achtfache ausweitete.

 

Die Tour „Vom Hauptbahnof zum Potsdamer Platz“ stellt zunächst die Regierungs- und Parlamentsgebäude in den Mittelpunkt, bevor die Gegend um den Leipziger Platz genau beleuchtet wird. Der neugierige Autor hat auch viele Gebäude betreten und erforscht, wie die Kenntnis des eindrucksvollen Wasserfalls in der Kanadischen Botschaft beweist.

 

Die Führung durch das alte neue „Diplomatenviertel“  birgt viele Informationen über die dort ansässigen diplomatischen Vertretungen, die deutschen Landesvertretungen, das Verteidigungsministerium und die CDU Parteizentrale, deren Pressesaal etwa doppelt so viele Plätze wie der Bundestag besitzt.

 

Als Ansiedlungsort von französische Hugenotten, die wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben wurden, hat der Stadtteil Moabit seinen biblisch begründeten Namen. Im Kapitel „Moabit – Kirchen, Knäste und Kasernen“ geht es viel um Geschichte der letzten 200 Jahre und die legendäre Meierei „Bolle“, deren Gebäude (samt Werkskapelle) modern urban durch Läden, Restaurants und ein Hotel genutzt werden. Im Spreebogen befindet sich die etwas in Vergessenheit geratene „Straße der Erinnerung“, in der mit Skulpturen Persönlichkeiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geehrt werden „die Außergewöhnliches geleistet und in schwierigsten Zeiten vorbildliche Haltung bewiesen haben“, wie etwa Georg Elser, Walter Rathenau, Edith Stein und Käthe Kollwitz. Aus neuerer Zeit gehören Helmut Kohl und die Skulptur „Wir sind das Volk“ dazu um an die friedliche Revolution von 1989 zu erinnern.

 

Nicht den grauen und lauten Wedding, sondern einen malerischen grünen Stadtteil zeigt Christian Simon auf seinem Weg durch „Wedding – An den Ufern der Panke“, „ursprünglich einer vertorften Rinne, die Schmelzwässer der letzten Eiszeit abführte“ und oft verlegt wurde, bis sie im Spandauer Schifffahrtskanal aufging.

 

Erschienen im Berliner Sachbuchverlag Elsengold auf 65 Seiten mit zahlreichen farbigen und schwarzweißen Abbildungen. ISBN 978-3-96201-031-7, Preis 5 €.

Schreibe einen Kommentar