Viel wird über die Frauen gesagt und geschrieben, die auf der Kurfürstenstraße ihrem Gewerbe nachgehen.
Wir glauben, dass die Berichte der Frauen darüber, wie sie selbst ihren Lebensalltag in und um die Kurfürstenstraße sehen und was sie bewegt, nicht vergessen werden sollten. Mit freundlicher Genehmigung des Frauentreff OLGA veröffentlichen wir seit März 2020 in unregelmäßiger Folge Auszüge aus der Projektbroschüre PHOTOVOICE:
Heute geben wir Anna eine Stimme
Nachdem ich vor kurzem ein Kind abgetrieben habe, möchte ich Geld verdienen, um mich wieder selbst in Ordnung zu bringen. Haare färben, Nägel und Füße machen lassen, Kosmetik. Mich schön machen und mich wieder in Ordnung bringen. Ich habe für 30 Euro die Haare gefärbt. Ich habe auch mehr Zeit und Geld in mich selbst investiert und neue Klamotten gekauft.
Früher habe ich hochhackige Schuhe getragen, jetzt nicht mehr, weil mir die Füße so wehtun. Sonst möchte ich nur noch sitzen, weil mir die Füße so wehtun. Wenn man an der Straße lange warten muss, ist das sehr anstrengend, zu anstrengend.
Einmal musste ich für 2 Wochen in einer Kneipe schlafen. Ich hatte keine Kraft, kein Geld, nichts um überhaupt die Arbeit zu machen, aber irgendwie kriege ich immer wieder Kraft.
Gott hilft mir immer wieder, dass es mir besser geht.
Diese Hilfen, die hier bei Olga oder nebenan gegeben werden, helfen den Frauen sehr, um durchzuhalten und durchzukommen. Weil man Verpflegung bekommt und ein paar Stunden schlafen kann und über alles reden kann. Als ich die Nächte in der Kneipe hatte, bin ich auch hierher gekommen und habe gegessen und geduscht und geschlafen.