„ich lasse den Kopf nicht hängen: Alles besser als Konzentrationslager!“

Stolperstein für Mathilde Wurm © OTFW

„ich lasse den Kopf nicht hängen: Alles besser als Konzentrationslager!“ sagte Mathilde Wurm am 27. 2. 1935 in ihrem Exil in London. Fünf Wochen später war sie tot. Die Ermittlungen von Scotland Yard konnten die Hintergründe nicht klären, gingen aber von einem gemeinschaftlichen Selbstmord mit ihrer Freundin Dora Fabian aus. Die Gerüchte, dass die Beiden einem von der Gestapo veranlassten Giftmord zum Opfer gefallen waren, sind bis heute allerdings nicht verstummt.

Mathilde Wurm, geborene Adler, hatte bis 1933 in der Genthiner Straße 41 gelebt. 1874 als Kind wohlhabender jüdischer Eltern geboren, konnte Mathilde Adler eine Höhere Töchterschule besuchen und eine umfassende Bildung genießen. Früh engagierte sie sich für die Bildung und Ausbildung von Frauen und Mädchen. Nachdem sie 1904 den SPD-Reichstagsabgeordneten und Chemiker Emanuel Wurm geheiratet hatte, arbeitete Mathilde Wurm journalistisch und politisch in der sozialdemokratischen Frauenbewegung. Eng verbunden war sie mit anderen frauen- und sozialpolitisch aktiven Frauen wie Luise Kautski, Clara Zetkin und Rosa Luxemburg. Sie gehörte dem linken Flügel der SPD an und war als Kriegsgegnerin 1917 mit Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Anderen Mitbegründerin der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). 1920 wurde sie zunächst für diese und später wieder für die SPD in den Reichstag gewählt, wo sie sich vor allem für die Rechte der Frauen und deren praktische Umsetzung einsetzte und sich als Expertin für Ernährungsfragen einen Namen machte. Am 5. März 1933 wurde sie noch einmal für die SPD in den Reichstag gewählt. Als Höhepunkt ihrer parlamentarischen Laufbahn gilt heute ihr klares Votum gegen das Ermächtigungsgesetz Hitlers. In Folge des Verbots der SPD im Juni und der „Verordnung zur Sicherheit der Staatsführung“ vom Juli 1933 wurde ihr das Mandat entzogen. Da war sie allerdings bereits in die Schweiz geflohen. 1934 emigrierte sie weiter nach London – in ihren Tod.

(Quellen: Stolpersteine in Berlin und wikipedia; Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:OTFW)

 

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