Viel wird über die Frauen gesagt und geschrieben, die auf der Kurfürstenstraße ihrem Gewerbe nachgehen.
Wir glauben, dass die Berichte der Frauen darüber, wie sie selbst ihren Lebensalltag in und um die Kurfürstenstraße sehen und was sie bewegt, nicht vergessen werden sollten. Mit freundlicher Genehmigung des Frauentreff OLGA veröffentlichen wir seit März 2020 in unregelmäßiger Folge Auszüge aus der Projektbroschüre PHOTOVOICE:
Heute geben wir Eva eine Stimme:
Die einen müssen das Geld verdienen wegen der Zuhälter, die anderen brauchen ihre Drogen. Wie in meinem ganzen komischen Leben habe ich Glück im Unglück und mit nichts davon etwas zu tun.
„Es ist heute warm. Sie sollten genug trinken.“
Vater, Tochter und Hund sind wieder da.
„Ich passe auf“, gebe ich zur Antwort und zeige meine Trinkflasche.„Leben Sie in Berlin?“, fragt der Papa.„Nein. Bin nur ein paar Tage zu Besuch.“ –„Von wo kommen sie?“ – „Aus Tschechien.“ „Aha. Ich hatte mal eine Freundin aus Děčín“. Was soll man auf eine solche Info antworten? „Sie haben eine schöne Tochter und einen schönen Hund.“
„Danke“, sagt die Kleine, die wirklich sehr schön ist. „Macht die Arbeit Ihnen Spaß?“, fragt der neugierige Papa. „Das ist ein Geheimnis“, antworte ich. Die ganze Situation ist mir sehr peinlich. Das Kind dabei macht mich fix und fertig. Sie kapiert es und sagt: „Papa, wir müssen jetzt gehen.“
Kein Kommentar. Mein Gott, für was hast du diese Seele verschenkt. Freitag, Scheißtag. Einen Augenblick später kommt ein Auto. Ein Onkel mit riesengroßem Hut. „Du stehst schon lange da, was?“ – „Ja“, sage ich. „Setz dich mal rein“. Ich steige ein.
„Was machst du alles?“ fragt mich der Sombrero-Mann. Solche Fragen bedeuten zu 95% Perversitäten.
„Was möchtest du denn machen?“ – „Sag erst du.“ – „Okay, das, das, das.“ „Mmh, ich habe ganz spezielle Wünsche. Davon machst du hundert pro nichts. Na, maximal 20 Euro?“
„Wofür?“, ich bin ganz überrascht. „Für deine Zeit und du musst ja auch wieder 100 Meter zu Fuß zurückgehen.“
Ist das Leben verrückt oder was?