Ein Offener Brief von WIR an der Potsdamer Strasse:
KEIN Waffengeschäft im Schöneberger Norden. Wir sagen NEIN!
Hier, wo sich das Quartiersmanagement Schöneberger Norden seit Jahren um den Abbau von sozialen Spannungen bemüht, setzt die Gewobag ein Waffengeschäft mittenrein? Warum tut sie das?
Mit 18’588 Straftaten im Jahr 2019 weist der Schöneberger Norden die höchste Kriminalitätsrate des Bezirks auf. Zudem geht die Potsdamer Straße in Schöneberg an der Kurfürstenstraße in den Bereich Tiergarten Süd in Mitte über. Dieser belegt mit 33’706 Straftaten im Kriminalitätsatlas den fünften Platz im Gesamtranking der stark belasteten Bezirke von Berlin.
Silvester 2019/2020 wurde die Nachbarschaft an der nahegelegenen Kreuzung mit der Pallas-/Goebenstraße mit mehr als einer Hundertschaft Polizei vor der Silvesterknallerei geschützt, denn an dieser Ecke wurden auch an den Jahreswechseln zuvor Böller mit teilweise lebensgefährlicher Sprengkraft gezündet. „Jedes Jahr wird die Bushaltestelle entglast“ – so der Leiter des zuständigen Polizeiabschnitts. Woher die Jugendlichen im Einzelnen kamen, ist nicht geklärt, sicherlich nicht alle hier aus unserem Kiez. Doch es ist klar, dass der Schöneberger Norden einen Nimbus hat, der krawallbereite Jugendliche immer wieder anzieht.
Wir sind Anwohnerinnen und Anwohner und sind entsetzt über die Aussicht, demnächst ein Waffengeschäft in unserer Nachbarschaft zu haben. Wir lehnen Waffen grundsätzlich ab: für uns stehen sie für Eskalation, Gewalt und Krieg. Täglich sterben auf der Welt im Durchschnitt etwa 2.000 Menschen durch Waffengewalt – die meisten davon, rund 95 Prozent, sterben durch Kleinwaffen.
Wir leben gerne in diesem vielgestaltigen und bunten Kiez und engagieren uns, auch wenn es hier in manchen Aspekten schwierig ist. Deshalb sind wir mit den zahlreichen sozialen Einrichtungen hier im Kiez vernetzt, um ein friedliches Miteinander zu gestalten.
Der Gewobag ist all dies bewusst, denn sie ist in vielen dieser Gremien mit eingebunden. Mit dieser Vermietung konterkariert sie jedoch alle Bemühungen um lebendige Vielfalt in unserem Stadtteil.
Wir fordern die Gewobag auf, diese Vermietung rückgängig zu machen.
Berlin, 16. April 2020