Kiez-Spaziergang mit zwei Journalistinnen

Die beiden, Anna-Theresa Bachmann und Hannah El-Hitami (Bild 1), hatten mich kontaktiert wegen einer Recherche, zu der ich zunächst wenig beitragen konnte: Eine Familie Carl Casper, jüdischer Herkunft, im Pelzhandel tätig, war mir bislang im historischen Lützow-Viertel noch nicht vorgekommen (was nichts heißen soll), aber es hörte sich spannend an: Hatte doch eine der Töchter 1922 einen libanesischen Christen, Dr. Michel Baida, geheiratet, der in den 20er Jahren in Berlin diverse Geschäfte und Firmen betrieb, darunter eine noch heute im Vorderen Orient bekannte Firma Baidaphon, die mit der Herstellung und dem Vertrieb von Schallplatten bekannt wurde. Der Sohn der Familie Casper wiederum wurde Rechtsanwalt und vertrat den Dichter und Literaten Bertolt Brecht (1898-1866) in einer Klage gegen eine Firma, die seine Dreigroschenoper verfilmen wollte. Rechtsanwalt Paul Casper hatte sein Büro im Shell-Haus am Reichpietschufer; die Familie Casper besaß ein Haus am Lützowufer 10, und Dr. Baida und seine Frau wohnten am Lützowplatz 13 (später: 25), in dem Haus, das wir neulich als das Wohnhaus von Heyden kennengelernt hatten (mittendran vom 1. Februar 2025).

Anna-Theresa Bachmann (links) und Hannah El-Hitami am 4. Februar 2025

All dies war Anlass genug, mit den beiden einen Kiezspaziergang zu unternehmen und ihnen einige der erhaltenen Gebäude zu zeigen, den Begas-Winkel, die Unger-Klinik, das Haus am Lützowplatz, das Shell-Haus. Die Recherche der beiden Journalistinnen gilt vor allem dem Ehepaar Baida-Casper, dafür sind sie bis nach Kairo und Beirut gereist. Daraus ist eine Sendung im Deutschlandfunk entstanden, die am 26. März 2025 ausgestrahlt (1) wurde und für einige Zeit in der Mediathek zu finden ist – und der Spaziergang mit den beiden ist Teil dieser Sendung. Mein Interesse galt und gilt dem Kiez und der Familie Casper am Lützowufer. Hinzu kommt, dass es eine weitere Familie gleichen Namens – Carl Casper, ein Pianofabrikant – gab, die ebenfalls im Lützow-Viertel wohnte, allerdings in der Potsdamer Straße 26 (heute: 60). Und ob und wie die beiden Familien verwandt sind, wird noch ein wenig Recherche erfordern.

  1. Deutschlandfunk-Kultur: https://share.deutschlandradio.de/dlf-audiothek-audio-teilen.html?audio_id=dira_09B8D3D00A2011F07FDA48DF3755BF60

Paul Enck

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