Rund vierzig Mitbürger*innen nahmen am diesjährigen Kiezspaziergang mit Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) teil. Organisiert und freundlich begleitet wurde dieser durch Anouk Mayadoux, Stadtteil-Koordinatorin Tiergarten Süd, in Zusammenarbeit mit dem Stadtteil-Forum Tiergarten Süd. Für heiße und kalte Getränke sorgte das Team von MOJA (Mobile Offene Jugend-Arbeit). Der Spaziergang unter dem Motto „Entwicklungen und Herausforderungen in der Pohlstraße“ startete kurz nach 15:00 Uhr am „Platz ohne Namen“ Ecke Pohlstraße/Kluckstraße.
Nach Begrüßung durch die Stadtteilkoordinatorin konnten gleich hier die ersten Verbesserungspotentiale angesprochen werden. Trotz gegenteiliger Festlegung im Bebauungsplan hat die Eigentümerin des Komplexes „Schönegarten“ die Durchwegung von der Kurfürstenstraße zur Kluckstraße verhindert und den Gebäude-Durchgang mit schweren Eisentoren geschlossen. Zudem verhindert seit kurzem eine Schranke die Durchfahrt für Fahrräder von der Pohlstraße in Richtung Genthiner Straße, sodass diese über die Fußgehenden-Bereiche fahren müssen, was ein erhebliches Unfall-Risiko bedeutet.
In beiden Fällen sagte Stadtrat Gothe zu, den Problemen nachzugehen.
An der zweiten Station, am „Parkplatz“ der Allegro-Schule, erläuterten die Direktorin, Frau Flemig, und der Elternvertreter Phillip Hailperin die Raumprobleme der Schule und die sehr kurzfristig notwendige Schaffung von zusätzlichen Klassenräumen – beispielsweise auf dem zum Schulgelände gehörenden „Parkplatz“ an der Pohlstraße.
Zu Station 3 erläuterte Jörg Borchardt, Sprecher des Stadtteil-Forums, den Wunsch regel-gerecht viermal in der Sommerzeit eine temporäre Spielstraße im westlichen Teil der Pohlstraße einzurichten. Obwohl diese Spielstraßen erklärtes Ziel der Koalitionäre sind, ist der Weg zur Genehmigung sehr schwierig.
Teilnehmende des Kiezspaziergangs in der Pohlstraße
Angesprochen wurde auch, dass der Radweg auf den Bürgersteigen in der Pohlstraße aufgrund der veränderten Verkehrssituation (Stichstraße) mittlerweile ein Unfall-Risiko – insbesondere auch für die Kita-Kinder – heraufbeschwört.
Gleich gegenüber stellte Roland Kretschmer, Weinbar „Les Climats“, die schwierige Situation der hiesigen Gastronomie dar und verwies auf den Bedarf, die Außen-Gastronomie auszuweiten. Während Stadtrat Gothe davon ausging, dass die großzügige Auslegung der Abstandsregeln, die während der Coronakrise im Jahr 2020 beschlossen worden war, auch weiterhin Bestand habe, erklärte Roland Kretschmer, wie strikt das Ordnungsamt gegen Verstöße vorgehe.
Der nächste Stopp war dann am „Container-Standort 3Höfe“, Pohlstraße 8. Hier erläuterte Bergis Schmidt-Ehry von der Bürger-Redaktion „mitteNdran“, wie die Nutzung des Geländes von der Jugendarbeit zur Wohnraum-Schaffung abgelaufen war und beklagte, dass das Opfer der Jugendlichen sich bis jetzt nicht in der Bereitstellung von Wohnraum manifestiert habe. Aber er freute sich, drei Vertreter*innen der Wohnungsbaugesellschaft Degewo begrüßen zu können, die dann auch den Stand der Planung und die bisherigen Schwierigkeiten bei der Umsetzung darlegen konnten. Am Ende des Prozesses sollen eine Kita mit ca. 135 Plätzen, 365 Unterkünfte für Geflüchtete oder Wohnungslose und rund 100 Wohnungen im sozialen Preissegment verfügbar sein.
An der letzten, aber nicht am wenigsten wichtigen Station im Hof der Pohl 11 stellte Karsten Masch, langjähriger Leiter der Jugendarbeit des Stadtteil-Vereins Tiergarten in der Pohl 11, die Jugendarbeit im Kiez vor. Auch hier war erneut der Wegfall des Bolzplatzes in der Pohlstraße 8 Thema. Karsten Masch konnte deutlich machen, dass der nahe Gleisdreieckpark hier keine Alternativen bietet. Gerade für die Heranwachsenden werden Räume benötigt, wo sie sich geordnet „auspowern“ können – ein Beitrag zur Gewaltprävention. Eine mögliche Lösung wäre durch eine entsprechende Umstrukturierung des Spielplatzes Pohlstraße 7 denkbar.
Wie geplant, endete der Kiezspaziergang um 17:00 Uhr. Stadtrat Gothe zeigte sich beeindruckt, wie sich auf so einem kurzen Weg doch die große Komplexität der Stadtentwicklung und die Interdependenz zwischen Problemen und Lösungsansätzen darstellte.
Wir werden zu den Details der angesprochenen Themen noch gesondert berichten. Text BSE/FP
Stadtrat Ephraim Gothe (li.) im Gespräch mit Anwohnern