„Was schenken wir Mutter denn zu ihrem 60.Geburtstag? – Ein Rührgerät, sie backt doch so gerne Kuchen. Es wäre eine Erleichterung für sie“ sagten meine Schwestern. Erfahrung mit den Dingern hatte keine(r) von uns. Geld war knapp und billig waren die auch nicht – zwischen 35 und 200 Mark. Aber ich hatte ein paar Monate zuvor eine neue Zeitschrift entdeckt, in der „Handrührer und Stabmixer“ getestet worden waren. „test“ hieß das Blatt und die Küchenhelfer wurden sehr gründlich geprüft und in ihrer Funktion bewertet. Stabmixer fielen gleich aus, da sie „zum Kneten von Hefeteig ungeeignet“ waren. Viele Geräte waren „elektrisch nicht sicher“. Am Ende wurde es ein Kombigerät für über 70 Mark. Damals ein kleines Vermögen – aber das war uns Mutter wert. Die „test“ Lektüre aber hatte sich gelohnt. Meine Mutter nutzte das Gerät viele Jahre.
Seitdem begleitet mich „test“ bei meinen Einkäufen. Wie 96% aller Deutschen. Und wie ich vertrauen 80 Prozent dem Urteil der Stiftung Warentest „stark oder sehr stark“.
Nach mehrjähriger Vorbereitung im Bundeswirtschaftsministerium hatte Bundeskanzler Konrad Adenauer 1962 die Absicht der Bundesregierung verkündet, ein neutrales Warentestinstitut – zum Schutz der Verbraucher – zu gründen. Die Soziale Marktwirtschaft lässt grüßen! Am 4. Dezember 1964 wurde dieses durch Bundeswirtschaftsminister Kurt Schmücker geschaffen. Zunächst war die Stiftung in der Stauffenbergstraße 11- 14 untergebracht. Der SPIEGEL schrieb damals: „In Berlins Stauffenbergstraße 11-14, einst Sitz des ehemaligen Oberkommandos der Wehrmacht und der 20.-Juli-Verschwörer, umgibt sich ein 58 Kopf starkes Team von Volkswirten, Naturwissenschaftlern, Ingenieuren, Journalisten und Hilfspersonal mit konspirativer Geheimhaltung. Schriftlich haben sich die Insassen des historischen Bendlerblocks verpflichten müssen, »gegenüber jedermann strengstes Stillschweigen zu bewahren«. Kein Namensschild an der klassizistischen Fassade weist den Weg zu jener Institution, die als »Stiftung Warentest«, Stiftung des Privatrechts, firmiert. Sie soll laut Satzung »Untersuchungen an miteinander vergleichbaren Waren und Leistungen nach wissenschaftlich gesicherten Methoden« vornehmen lassen und die Ergebnisse dieser Warentests in einer eigenen Zeitschrift veröffentlichen. Stifter ist die Bundesrepublik Deutschland.“
Vermutlich wollte man nicht gleich in der Gründungsphase (juristischen) Angriffen aus der Wirtschaft ausgesetzt sein. Denn unumstritten waren die Veröffentlichungen von „test“ natürlich auch später nicht. Aber entsprechende Urteile des Bundesgerichtshofs sicherten die rechtlichen Grundlagen der Arbeit der Stiftung. So betonte dieser 1975 in einem Grundsatzurteil „die volkswirtschaftlich sinnvolle und nützliche Funktion der Stiftung“ und räumte ihr „bei der Festlegung des Prüfprogramms, der Bewertung der Prüfergebnisse und der Darstellung der Testergebnisse einen Beurteilungsspielraum ein“. Und 1987 gestattete das gleiche Gericht der Stiftung auch, höhere Sicherheitsanforderungen bei Prüfungen anzulegen als die DIN-Normen, da es zu den Aufgaben der Stiftung gehöre, auch öffentlich auf Mängel von DIN-Normen hinzuweisen und deren Beseitigung zu verlangen.
Oberstes Gebot der Stiftung ist die Neutralität. Sie darf laut Satzung keine Einnahmen durch Werbeanzeigen erzielen. Dafür bekommt sie von der Bundesregierung eine jährliche Ausgleichszahlung, die derzeit rund 3 Prozent ihrer Einnahmen ausmacht. Dem schon bei der Gründung ausgerufenen Ziel, unabhängig von Anbietern und staatlichen Zuschüssen zu werden, diente auch die Erhöhung des Stiftungskapitals durch die Bundesregierung 2016 um 100 Mio.Euro. Hieraus werden rund 9% der Einnahmen generiert. Aus dem Logo-Lizenzsystem, das 2013 gestartet wurde, stammen nochmals 9% der Einnahmen.
Im Wesentlichen (78%) finanziert sie sich aber durch den Verkauf ihrer Publikationen. Jährlich verkauft die Stiftung fast 7 Millionen Zeitschriften (test und finanztest) sowie 40 – 50 Bücher, dazu kommen 99 Mio „test.de“ Besucher*innen im Internet. Die damit erzielten Einnahmen liegen bei fast 50 Mio €.
Seit ihrer Gründung hat die Stiftung fast 6500 Warentests durchgeführt und über 4000 Dienstleistungsuntersuchungen, Marktübersichten und untersuchungsgestützte Berichte erstellt.
Wichtig ist auch das Engagement der Stiftung für Jugend und Bildung, denn „Kritischen Konsum kann man lernen.“ Mit Schul-Projekten fördert die Stiftung Warentest die Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum. Testen die Schüler*innen selbst Produkte oder Dienstleistungen, können sie diese zum Wettbewerb Jugend testet einreichen. Dass Verbraucherthemen auch für Schüler*innen wichtig – und zugleich spannend – sind, zeigt das Projekt „test in der Schule“, bei dem Schüler*innen kostenfrei einen Klassensatz der Zeitschrift test erhalten.
1987 erwarb die Stiftung Warentest von der Preussag das Gebäude am Lützowplatz, in dem sie seit 1966 ihre Räume gemietet hatte. Von hier aus prüft sie in unabhängigen Instituten Produkte und Dienstleistungen nach wissenschaftlich anerkannten Methoden. Dabei spielt Nachhaltigkeit, d.h. Langlebigkeit, niedriger Energieverbrauch und neuerdings auch Reparierbarkeit, eine zunehmende Rolle. Die Ergebnisse werden über Internet und Printmedien publiziert.
Die 362 Mitarbeiter*innen der unabhängigen Stiftung bürgerlichen Rechts können frei über die Testplanung und Testkriterien entscheiden. Sie kaufen zu prüfende Produkte anonym im Handel ein und nehmen Dienstleistungen verdeckt in Anspruch.
Freie Testplanung, anonymer Prüfmustereinkauf und Anzeigenfreiheit garantieren die Unabhängigkeit der Stiftung Warentest – und dass auf ihre Qualitätsurteile Verlass ist.