Mit Doppelspitze der Krise trotzen

Evangelische Elisabeth Klinik (Foto:bse)

Montag, der 16.März. Das Corona-Virus legt Deutschlands öffentliches Leben lahm. Die Angst, das Gesundheitssystem könnte durch die Epidemie überfordert werden, ist groß. Ich muß zu einem ambulanten Eingriff in die Endoskopie-Abteilung der Evangelischen Elisabeth-Klinik. Ob das noch geht? Oder sind die schon überlastet? Nein, es geht! Zwar sitzt die mich normalerweise behandelnde Chefärztin in einer großen Krisensitzung, um den Klinik-Alltag noch besser auf die zu erwartenden Probleme anzupassen, aber die Klinik hat ja noch eine zweite Chefärztin – und die hält derweil das Patienten-Geschehen auf Normal!

Das kollegiale Führungskonzept in der Inneren Medizin des Krankenhauses bewährt sich auch in der Krise wieder.

Sie hatten es schon einmal geprobt, als Oberärztinnen, die gemeinsam die gastro-enterologische Abteilung eines Krankenhauses in Friedrichshain komissarisch leiteten. Und es hatte so gut geklappt, dass sie nur noch gemeinsam Verantwortung übernehmen wollten. Für Leitungsfunktionen sahen sich beide qualifiziert, exzellente Ausbildung, große Erfahrung, Kompetenz in Spezialgebieten, Führungs- und Management-Erfahrung. Wenn da nur nicht die Work-Life-Ballance wäre. Wie sollten sie ihr ergeiziges berufliches Engagement mit den Anforderungen des Familienlebens in Einklang bringen. Die Antwort war: gemeinsam.

Als die Evangelische Elisabeth-Klinik in Berlin-Tiergarten die Chefarztstelle in der Inneren Medizin ausschrieb, bewarben sie sich gemeinsam. Und diese ungewöhnliche Bewerbung traf auf Interesse und Verständnis.

Heute sagt der Verwaltungsleiter, dass es ein Glücksfall für die Klinik war. Mit zwei Teilzeit-Stellen und entsprechenden Überlappungen gibt es keinerlei Vertretungsproblematik bei der Chefärzt*innen-Funktion und im Hintergrunds-Dienst. Die ständige Abstimmung zwischen den Fachärztinnen führt zu einer größeren Qualitätssicherung durch gegenseitige Kontrolle auf der Führungsebene. Die vielen Aufgaben einer Chefärztin werden auf vier Schultern verteilt, Führungsstile ergänzen sich und in ihren jeweiligen Spezialgebieten können die beiden Kolleginnen noch fokussierter arbeiten. Eigentlich gibt es nur Gewinner bei diesem Modell: Der Verwaltungsleiter schätzt unter anderem die doppelte fachliche Expertise für die strategische Entwicklung der Abteilung. Die Ärztinnen können ihren Familien trotz hoher beruflicher Inanspruchnahme noch genügend Aufmerksamkeit widmen. Und die Patient*innen können sich darauf verlassen, dass immer hohe „chefärztliche“ Kompetenz verfügbar ist.

Und in einer Krisen-Situation bringt eine „Doppelspitze“ Ruhe in das Entscheidungsmanagement.

Seit Montag aber gilt auch für die Evangelische Elisabeth-Klinik: nur noch dringliche Aufnahmen

Das Krankenhaus beteiligt sich natürlich an der deutschlandweiten Umsetzung der Beschlüsse der Bundes- und Landesregierung, alle nicht dringlichen Aufnahmen zu verschieben. Ärztinnen und Ärzte prüfen jetzt jede einzelne geplante Aufnahme sorgfältig und wägen ab, ob eine Verschiebung medizinisch vertretbar ist. Noch gibt es keine*n einzige*n Patient*in mit Corona-Infektion. Noch gibt es keine wesentlichen Einschränkungen des Krankenhausbetriebes und das soll möglichst lange so bleiben. Die Klinik ist auf Infektionsfälle vorbereitet und wird diese bei Bedarf getrennt vom normalen Krankenhausbetrieb behandeln.

Eine große Einschränkung zum Schutz der Patient*innen gibt es aber:

Patientinnen und Patienten dürfen keinen Besuch empfangen. (Ausgenommen sind Kinder unter 16 Jahren und Schwerstkranke, die einmal am Tag von einer Person für eine Stunde Besuch empfangen dürfen.)

Und noch einen dringenden Appell der Klinik gibt es:

„Sollten Sie vor einer Aufnahme oder einem Besuch bei uns Fieber oder Husten bei sich feststellen:

Bitte keine (unnötigen) Besuche im Krankenhaus (Foto:bse)

Kommen Sie bitte nicht zu uns ins Haus! Melden Sie sich bitte telefonisch bei uns und besprechen Sie mit uns, was in Ihrem Fall zu tun ist.“

 

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