„Saubere Schulen“ in Berlin-Mitte – Unterschriftensammlung gestartet
(Gastbeitrag von Phillip Hailperin)
An manchen Tagen kommt meine Tochter durstig aus der Allegro-Grundschule nach Hause. Sie trinkt weniger, um nicht auf die dreckigen Schultoiletten gehen zu müssen. Schlecht gewischte Klassenräume, schmutzige Umkleideräume in der Turnhalle – es ist nicht besonders sauber in den Schulen von Berlin-Mitte. Aber das muss ja nicht so bleiben! Lehrer*innen, Erzieher*innen, Reinigungskräfte, Eltern und Schüler*innen wollen das ändern.
An der Allegro-Grundschule in Tiergarten Süd und im ganzen Bezirk Mitte werden seit Anfang März Unterschriften für „Saubere Schulen“ gesammelt. Mit einem Einwohner*innen-Antrag an die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) werden saubere Schulen zu guten Arbeitsbedingungen gefordert. Benötigt werden eintausend Unterschriften. Unterschreiben können alle, die im Bezirk Mitte leben und 16 Jahre oder älter sind – die Staatsangehörigkeit spielt keine Rolle. Die Unterschriftenlisten zum Herunterladen finden sich auf www.schule-in-not.de.
Konkret fordern die Aktiven, dass die Schulen unverzüglich zusätzlich tagsüber gereinigt werden und nicht nur nach Schulschluss. Neben einer jährlichen Grundreinigung und ergänzender Reinigung bei Baumaßnahmen sollen ab dem Schuljahr 2021/22 alle Schulreinigungskräfte schrittweise wieder beim Bezirk angestellt werden und ausreichend Zeit für ihre Tätigkeit bekommen.
So war es bis in die 1990er Jahre, bevor die Schulreinigung outgesourct wurde. Mittlerweile bekommen die billigsten Firmen den Zuschlag. Sie unterbieten sich gegenseitig und geben den Stress und Zeitdruck an die Reinigungskräfte weiter. Weil die Schulen unter diesen Bedingungen nicht vernünftig gereinigt werden können, gibt es immer wieder Beschwerden von Lehrer*innen, Erzieher*innen, Eltern und Schüler*innen.
Mitte ist der neunte Bezirk, in dem Unterschriften für „Saubere Schulen“ gesammelt werden. Berlinweit sind bereits über 23.000 Unterschriften zusammen gekommen. Und mit Charlottenburg-Wilmersdorf hat der erste Berliner Bezirk als Reaktion auf den dortigen Einwohner*innenantrag für Sofortmaßnahmen und die Rekommunalisierung der Schulreinigung gestimmt.
Unterstützt wird die Initiative von den Gewerkschaften GEW, IG BAU und ver.di.
Alle, die sich für saubere Schulen und gute Arbeitsbedingungen einsetzen wollen, sind aufgerufen, mitzusammeln. Die Unterschriftenlisten können von www.schule-in-not.de heruntergeladen werden. Ziel ist, bis zum 20. Mai 2020 genügend Unterschriften gesammelt zu haben.
Schule in Not e.V. setzt sich für bessere Lern- und Arbeitsbedingungen an Schulen ein. Da gehören saubere Schulen natürlich dazu, aber der Verein nimmt auch die Themen Inklusion, Arbeitszeit und Quereinstieg in den Blick. Das sind auch eher die Themen, die mich interessieren – ehrlich gesagt finde ich es ganz schön absurd, mich dem Thema saubere Schulen zu guten Arbeitsbedingungen überhaupt widmen zu müssen. Beides sollte eine Selbstverständlichkeit sein.