Wie den Blumeshof, den wir schon besucht haben (mittendran vom 15. Juli 2021), so gibt es auch die Dörnbergstraße nicht mehr, sie wurde nach dem 2. Weltkrieg eingezogen. In unserer Geschichte der Straße (mittendran vom 27. September 2021) vor zwei Jahren hatten wir wenige Fotos gezeigt, im entsprechenden Kapitel des Buches (1) vor allem Trümmerfotos. Jetzt also ein neuer Blick in die Dörnbergstraße, von der Lützowstraße aus und im Jahr 1900 (Bild 1). Die Straße verlief etwa da, wo heute das östliche Ende des Hotels Sheraton ist, es war eine kurze Straße mit nur sieben Hausnummern, an deren Ende ahnt man die Baumreihen entlang des Lützowufers. Dort, auf dem Eckgrundstück der linken Seite lag das Café Borussia und sein Garten (Bild 2), und die heute zweispurige Rennstrecke entlang des Kanals war damals eine lauschige Allee (Bild 3) einschließlich des Blicks auf die Lützowbrücke (heute Hiroshima-Steg), die auf die andere Seite des Kanals zur Villa von der Heydt führte.
Man mag kaum glauben, dass auf der rechten Straßenseite 40 Jahre zuvor nur eine einzelne Villa stand, die des Seidenfabrikanten Adolph Heese (1784-1862), die erste Villa, die Walter Gropius (1824-1880) in jungen Jahren (1856) geplant und gebaut hatte (Bild 4) – sie blieb dort bis 1888. Im Jahr 1900 stand hier, an der Ecke gegenüber dem „Café Borussia“, das Reichsamt für Statistik. Aber die Jahre zwischen 1850 und 1900 waren die vielleicht dynamischsten in der Geschichte Berlins. In dieser Zeit erst, genauer 1862, wurde dieser Teil Schönebergs, zuvor meist nur Felder und Wiesen, in das Stadtgebiet Berlins eingegliedert, mittels des sogenannten Hobrecht-Plans (2).
Damit begann die Entwicklung dieses Quartiers, das wir heute Lützow-Viertel nennen. Und das dann bis zu seiner fast vollständigen Zerstörung durch die Bomben 1943 sein Gesicht kaum veränderte.
- Paul Enck, Sibylle Klosterhalfen: Das Lützow-Viertel. Geschichte und Geschichten aus dem Berliner Lützow-Kiez. Hayit-Verlag, Köln 2022.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hobrecht-Plan