Die Schäden am Botschaftsgebäude nach dem Ende des Krieges waren gewaltig, wie eine Dokumentation von 1984 von Wolfgang Schäche belegt (1), weit mehr als die paar sichtbar gelassenen Schusslöcher an den Außenwänden (Bild 1); hinzu kamen die Schäden durch Witterung und Plünderung in den Jahren des Leerstandes 1945 bis in die 80er Jahre. Die kriegsbeschädigte, fragmentarisch belassene Kolonnade des Innenhofs diente ausdrücklich der Erinnerung an Krieg und Zerstörung, als die Botschaft von 1999 bis 2003 für viel Geld wieder hergerichtet wurde. Heute wie damals ein Schmuckstück der traditionellen Botschaftsarchitektur in Berlin.
Dabei war die Botschaft an ihrem jetzigen Platz erst ab 1938 gebaut worden (Baumeister: Friedrich Hetzelt) und bis zum Kriegsende nur teilweise bezugsfertig. Zuvor war – nach der Reichsgründung 1871 – sowohl die Botschaft (der Wohn- und Repräsentationssitz des akkreditierten Botschafters eines Landes) als auch das Konsulat (die Verwaltung des akkreditierten Staates im Gastland, z.B. für die Bereitstellung von Visa, Export- und Importgenehmigungen etc.) in Berlin herumgezogen wie andere Berliner auch.
Die Botschaft war mit drei Standorten (Wilhelmstrasse 66 bis 1908; Viktoriastrasse 35 von 1919 bis 1934, Matthäikirchstrasse 11 bis 1938, dann in die Graf-Spee-Straße 1 bis 7, der heutigen Hiroshimastrasse) in 70 Jahren noch vergleichsweise lange stationär. Dagegen wanderte das Konsulat der Italiener alle fünf bis sieben Jahre an einen neuen (oder zurück an einen alten) Standort im Westen der Stadt, zwischen Stralauer Straße 52 und Kurfürstendamm 53; insgesamt weist das Adressbuch zehn Standorte aus (Bild 2). Am dauerhaftesten verweilten die Italiener noch in der Viktoriastraße, weil dort ab 1938 für einige Jahre das Konsulat war.
Aber gerade dieser Standort, wie der einiger anderer Landesvertretungen, war nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 den Umbauplänen für Berlin des Baumeisters des „neuen Deutschland“ Albert Speer (1905-1981) im Wege: für den Wahnsinn „Welthauptstadt Germania“ sollten 50.000 Wohnungen vornehmlich jüdischer Bewohner des Tiergartenviertels und der angrenzenden Stadtteile entlang der geplanten Nord-Süd-Achse geräumt und vernichtet werden. Auch die Traditionsstandorte vieler Botschaften sollten verlegt werden vom Zentrum der Macht raus in den Grunewald, in ein eigenes „Botschaftsghetto“. Dagegen wehrten sich diese, so dass am Ende im westlichen Teil des Tiergartenviertels einige Areale besonders für die engsten Verbündeten, zu denen Italien und Japan gehörten, bereitgestellt wurden – für die neue italienische Botschaft wurden sechs Villen/Wohnhäuser abgerissen. So kam Italien nach 1938 in den Genuss eines mit fast 5800 qm sehr bedeutsamen Kuchenstücks im Tiergartenviertel, geplant sowohl für Botschaft wie für Konsulat. Der Krieg hat die Realisierung des Gesamtprojekts verhindert, und in der Nachkriegszeit verfiel das Gebäude und sollte, so Schäche (1), eigentlich verkauft werden – bis dann die deutsche Wiedervereinigung es ermöglichte, die ursprünglichen Pläne doch noch zu realisieren.
(1) Wolfgang Schäche: Das Gebäude der ehemaligen italienischen Botschaft in Berlin-Tiergarten. Berlin, Transit Verlag 1984