Alles, was nach ihm kam, war besser als er – die Rede ist von „Historienmaler“ Anton von Werner (1843 – 1915), dem wohl prominentesten der Bewohner der Mercator-Höfe, als diese noch gar nicht so hießen, sondern schlicht die Villen I bis VI an der Potsdamer Straße 113 waren, gebaut 1874 bis 1876 vom Architekten Ernst Klingenberg (1830 – 1918).
Anton von Werner war der erste, der 1875 nach Fertigstellung einzog, in die Villa VI (heute: Potsdamer Straße 81A), die er bis zu seinem Tode bewohnte. Als er in die Villa einzog (1875) war er bereits ein gemachter Mann, hatte er sich doch mit dem historischen Gemälde der Kaiserproklamation von Versailles (1871) in die Herzen des preußischen Hofes und aller Patrioten gemalt. Er war wohl vor allem ein „Hof-Fotograf“, als es die Fotografie erst in ihren schwarz-weißen (oder sepia-farbigen) Anfängen gab und er dem allgemeinen Bedürfnis nach originalgetreuer Dokumentation nachkam – oder dem Bedürfnis nach „Verbesserung“ der Realität.
Sein politischer Aufstieg war nicht aufzuhalten: Er wurde 1874 Mitglied der Akademie der Künste, und im gleichen Jahr Direktor der Hochschule für die bildenden Künste, ein Amt, das er 40 Jahre innehatte; 1887 wurde er zudem Vorsitzender des Vereins Berliner Künstler. Und er nutzte diese politischen Mandate ausgiebig: er verhinderte bis zu seinem Tode, dass Frauen an der Akademie studieren durften, er sorgte dafür, dass die Ausstellung von Edvard Munch (1863 – 1944) in Berlin im November 1892 nach nur 7 Tagen geschlossen wurde und initiierte so – ungewollt mit Sicherheit – die Gründung der Berliner Secession (1898), und er betrieb 1908 die Entlassung von Hugo von Tschudi (1851 – 1911), dem damaligen Direktor der Nationalgalerie und Förderer des Impressionismus – auch diese Kunstrichtung passte ihm nicht. Er verstand sich als Dokumentarist, wenn man es unbedingt positiv sehen möchte; Max Liebermann (1847 – 1935) kommentierte mal sarkastisch, keiner könne so schön Lackstiebel (Lackstiefel) malen wie von Werner.
In der Villa II residierte ab 1906 der F.Gurlitt-Kunstverlag des verstorbenen Kunsthändlers Friedrich (Fritz) Gurlitt (1834 – 1893); die Kunstgalerie zog 1913 nach, seit 1915 von Sohn Wolfgang Gurlitt (1888-1965) geleitet; ab 1818 gehörte ihm auch die Villa I. In dieser Galerie stellte die Avantgarde der modernen Kunst aus. Die Galerie – und auch die Nachkommen der Familie von Werner – blieben bis zum 2. Weltkrieg Eigentümer im Villenquartier.
Literatur: Sibylle Nägele, Joy Markert: Die Potsdamer Straße. Geschichten, Mythen und Metamorphosen. Berlin, Metropol Verlag 2006
Mehr über Lia erfahren Sie hier; mehr zu Paul hier.
Und wie es heute ausseiht, kann man sich jederzeit anschauen: wie Lia gesagt hat: „nach altem und neuem Geld, modernisiert und schön“ – P.Enck
Wie siehts denn nun jetzt dort aus? Es fehlen Fotos und Gegenwart! Geschichte kann ich nachlesen.