Stille Heldinnen 1

Ein Beitrag zum Weltfrauentag

Frauen spielten bei der Rettung von Verfolgten des Dritten Reichs eine herausragende Rolle. Doch wird ihrer immer noch zu wenig gedacht und gedankt. Die meisten von ihnen würden sich selbst nicht als „Heldinnen“ bezeichnet haben, sahen es als „selbstverständlich“ an, wie sie handelten, oder glaubten „nur ihre Pflicht getan“ zu haben. Und doch haben sie bewiesen, dass auch in einer Zeit unmenschlichen Grauens und totalitärer Diktatur menschliches Handeln möglich war – in aller Stille und doch auch unter massiver Gefährdung ihrer eigenen Person.

Auch in unserm Kiez. Drei von ihnen soll hier gedacht werden: Johanna Eck und der Schwestern Grete Hoffman und Elisabeth Fritz.

S. Kahn / CC BY-SA Grab von Johanna Eck auf dem Friedhof der St. Matthiasgemeinde in Berlin-Tempelhof
(https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Johanna Eck

„Grundsätzlich denke ich so: Ist mein Mitmensch in einer Notlage und ich kann ihm beistehen, so ist das eben meine Pflicht und Schuldigkeit“. Sie verbarg von 1942 bis Kriegsende nacheinander vier Verfolgte in ihrer Wohnung in der Lützowstraße 42 und entzog sie damit dem tödlichen Griff der Gestapo.

Heinz Guttmann, dem Sohn eines von den Nazis deportierten Juden, bot sie zunächst Unterschlupf in ihrer Wohnung, besorgte ihm später eine andere Bleibe und versorgte ihn weiterhin mit Lebensmittelkarten. Sie versteckte die politisch verfolgten Wilhelm Duesberg (Journalist) und Helen Tobias-Duesberg (Komponistin).  Als Bombenangriffe das Versteck zerstörten, schaffte sie ihre Schützlinge in eine Bleibe in der Bülowstraße 102. Die Jüdin Elfriede Guttmann wurde von ihr von Dezember 1943 bis Anfang 1944 verborgen. Dann gelang es Frau Eck mit der Lüge, Wohnung und Polizeirevier seien ausgebombt, falsche Papiere sowie Lebensmittelmarken für Frau Guttman zu besorgen und die Verfolgte damit zu retten.

 

Zu Grete Hoffmann und Elisabeth Fritz schreibt Hans Rainer Sandvoss in „Widerstand in Mitte und Tiergarten“: Die Schwestern …, Lützowstraße 50, nahmen sich des untergetauchten Juden Walter Riesenfeld an. (Dessen Mutter lehnte es ab, sich zu verstecken und wurde Mitte 1942 nach Theresienstadt deportiert und ermordet.) Den größten Teil des Tages verbarg sich Walter Riesenfeld im Hinterzimmer des von Grete Hoffmann betriebenen Zigarrengeschäfts in der Potsdamer Straße. Sie besorgte ihm über Tauschgeschäfte auch eine Kennkarte, mit der er sich in dringenden Fällen auf die Straße wagte. Später überließ sie der verfolgten Jüdin Alwine Ziegel, geborene Goerke, sogar ihren eigenen Postausweis. Durch Tausch von Tabakwaren konnte sie ausreichend Lebensmittel für die Verborgenen besorgen. Im November 1943 ausgebombt, nahmen die Schwestern Walter Riesenfeld schließlich in ihr Untermieterquartier in der Potsdamer Straße 85 auf.  Er überlebte die NS-Zeit und wanderte bald darauf aus.

Sie sind nicht die einzigen „Stillen Heldinnen“ aus unserem Kiez. Bald mehr dazu.

(Quellen: Band 8 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945; wikipedia)

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