(ein Beitrag von Prof. Dr. Paul Enck)
Wir hatten uns neulich (3.6.20) zu Wort gemeldet mit dem Hinweis, dass die Lützowstraße
nicht nach dem Major Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow (1782 – 1834) benannt ist,
der mit dem Lützowschen Freikorps gegen die Napoleonische Besatzung Preußens und
Berlins kämpfte, sondern ihren Anfang nahm als Lietzowerweg (oder Lützowerweg), um
1850 zur Lützowerwegstraße zu werden und 1868 endlich zur Lützowstraße.
Es hat mich dann jedoch gewundert, warum die Körnerstraße (zwischen Lützowstraße und Pohlstraße) nach dem Dichter Carl Theodor Körner (1791-1813), selbst Mitglied des Lützowschen Freikorps, benannt ist (so steht es jedenfalls auf dem Straßenschild), der das Lobgedicht auf den Major Lützow und seine „wilden verwegenen Jäger“ geschrieben hatte – sollten also auch die Benenner der Straßen im Jahr 1868 nicht mehr den historischen Ursprung der Straßennamen gekannt haben?
Zuständig für die Benennung und Umbenennung von Straßen, gleichzeitig auch für die Nummerierung der Häuser war der jeweilige Berliner Polizeipräsident, seinerzeit Otto von Bermuth (1816-1887). Die Benennung selbst erfolgte auf Anweisung des Königs (Wilhelm I) in Form einer Bekanntmachung, die entsprechenden Akten lagern im Landesarchiv Berlin (Eichborndamm). In der Akte zur Körnerstraße heißt es am 2. Februar 1865, dass die Verbindungsstraße zwischen der Steglitzer Straße (heute: Pohlstraße) und der Lützowerwegstrasse (heute Lützowstraße) Körner Straße heißen soll (s. Bild). Zumindest der König und der Polizeipräsident wusste also Bescheid – vermutlich war man einfach auf der Suche nach neuen Namen für neue Straßen in einem neu entstehenden Viertel der Stadt auf den 50 Jahre zuvor jung verstorbenen Dichter Körner verfallen – es sei ihm gegönnt.