Wo ich Licht erwartete, blieb es dunkel

Mein erster Eindruck vom Gaslaternen-Freilichtmuseum war ernüchternd. Eine so große Zerstörung hatte ich nicht erwartet. Der Rest der einst schönen Gaslaternen ist heute ein trauriger Anblick. Wenn das Licht nach Einbruch der Dunkelheit eingeschaltet wird, leuchten nur noch einige Lampen.

Die einst „größte und umfassendste Einrichtung ihrer Art in Europa mit Leuchten aus 36 deutschen und europäischen Städten“ befindet sich in einer ungesicherten frei zugänglichen Anlage am Parkweg im Tiergarten und vor dem Berlin-Pavillon an der Straße des 17. Juni.  Das einzigartige Museum wurde 1978 eröffnet. Seit 1995 steht es unter Denkmalschutz.

„Als die Gaslaternen durch elektrische ersetzt wurden, wollte man sie vor dem Vergessen bewahren.“

Gaslaternen-Freilichtmuseum Frühjahr 2024

Die aus Berlin, München, Paris, London, Dublin, Amsterdam u.a. Städten stammenden originalen oder nachgebauten Laternen heißen u.a. „Kleiner Charlottenburger Galgen“ (Nr.36), „Platzkandelaber“ (Nr.16) „Stadt London“ (England) (Nr.67), „Wilmersdorfer Witwe“ (Nr.41) oder „Bündelpfeiler“ (Nr.17).

Die Laternen haben nummerierte Infotafeln, sie stammen aus den Anfängen der Straßenbeleuchtung und reichen bis in die 1950er Jahre. Die Älteste unter ihnen, der “Bündelpfeiler“ vor dem Berlin Pavillon, ist aus dem Jahr 1826. Insgesamt beleuchteten einmal 27 dieser „Bündelpfeiler“ die Straße Unter den Linden (mit Konstruktion oben am Laternenmast zum Anlehnen einer Leiter).

„Bündelpfeiler“ Nr. 17  älteste Gaslaterne vor dem Berlin Pavillon,

Text auf der Tafel: „Gusseiserner gotisierender Dreier-Bündelpfeilermast der Berliner Gaswerke nach dem Modell der Imperial Continental Gas Association (I.C.G.A.). Erste Berliner Gaslaterne (Camberwell-Laterne). Nachbau durch Mitarbeiter der GASAG. Stand ursprünglich ab 1826 in der Straße Unter den Linden. Im Museum seit 1978“.

„Wilmersdorfer Witwe“ Nr. 41 Aufnahme Frühjahr 2024

Text auf der Tafel: „Reich verzierter gusseiserner Mast. Es handelt sich um eine Spezialanfertigung des Berliner Fabrikanten Grossmann, die in zweifacher Ausfertigung im Garten seiner Wilmersdorfer Villa stand. Vierflammige Sechseck-Laterne mit Palmetten und Blattgoldverzierungen. Gestiftet von Margarete Grossmann, Berlin. Im Museum seit 15. September 1979“.

„Kleiner Charlottenburger Galgen“ Nr. 36

Text auf der Tafel: „Gusseiserner Mast mit galgenarmigem Ausleger der Firma Tangerhütte. Vierflammige Hängeleuchte der Firma Bamag, Berlin. Stand früher in Berlin-Charlottenburg (daher der Name), in Berlin-Schöneberg und in Berlin-Tiergarten. Im Museum seit dem 15. 09. 1979“

Das Gaslaternen-Freilichtmuseum wurde in den langen Jahren seines Bestehens durch Vandalismus nahezu komplett zerstört. 2006 war es – nach umfangreicher kostenintensiver Sanierung und mit immensem Aufwand repariert – wiedereröffnet worden. Die Leuchten werden nun vierteljährlich gewartet. Doch alle Bemühungen, das Museum zu erhalten, scheitern. Die Beschädigungen an den Gaslaternen hören nicht auf. Immer wieder sind einige der Lampen völlig zerstört, ihre Glasscheiben mit Steinen zerschlagen oder die Gaslaternen gestohlen worden.

„Stadt London-England“ Nr. 65 Aufnahme Frühjahr 2024

Eigentümer der Gaslaternen ist die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Hier entschied man 2016 „das Museum perspektivisch in dieser Form nicht mehr zu betreiben. Nachdem die Leuchten zum wiederholten Mal zerstört wurden, ist die Entscheidung getroffen worden, von der fortwährenden Instandsetzung abzusehen und für den Erhalt der Leuchten eine andere Lösung zu finden.“ (Quelle: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt)

Das ganze Ausmaß der Zerstörung. Aufnahme Frühjahr 2024

„Es gab früher einmal die Idee, eine Anzahl von Gaslaternen aus dem Gaslaternenmuseum im Tiergarten im Freigelände des Deutschen Technikmuseums (DTM) aufzustellen. Diese Pläne sind nicht mehr aktuell.

Die Gaslaternen wären dem Publikum während der Abendstunden und in der Nacht – also außerhalb der Öffnungszeiten des DTM – im Leuchtbetrieb (anders als im Tiergarten) nicht zugänglich. Auch sprechen sowohl der Energieverbrauch als auch die damit verbundenen dauerhaften Betriebskosten dagegen.

Das Deutsche Technikmuseum ist sich der Bedeutung des Bestandes des Gaslaternenmuseums für die Geschichte der Berliner Straßenbeleuchtung bewusst, obwohl die Mehrzahl der Laternen nicht aus Berlin stammt. Das DTM hat deshalb im Dezember 2021 mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz vereinbart, eine kleine Anzahl von zwölf herausragenden repräsentativen Laternen leihweise zu Studienzwecken in die Sammlung zu übernehmen.“ (Quelle: Deutsches Technikmuseum)

„Platzkandelaber“ Nr. 16 vor dem Berlin Pavillon

Text auf der Tafel: „Gusseiserner Platzkandelaber aus der Zeit um 1890. Die weiterentwickelte Rudolf-Sigismund-Blochmann-Laterne mit vier Flammen, Modell 1887, der Firma G.M.S. Blochmann Maschinenfabrik und Eisengießerei, Dresden, Nachbau. Stand ursprünglich in den Riemers Höfen an der Yorkstraße in Berlin-Kreuzberg, nach dem II. Weltkrieg auf den Vorplatz des U-Bahnhofs Dahlem-Dorf in Berlin-Zehlendorf versetzt, wo er bis 1978 verblieb. Im Museum seit 1978.“

Ort: Gaslaternen-Freilichtmuseum an der Straße des 17. Juni/Ecke Klopstockstraße und am Parkweg im Tiergarten bis zur Schleusenbrücke.

Ganzjährig rund um die Uhr geöffnet, Eintritt frei.

Weitere Informationen finden Sie im Gaslaternen Freilichtmuseum  oder unter Gaslicht-ist-berlin.de 

Fotos eki

 

 

 

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