Haben Sie als Jugendliche/r auch Zeitungen ausgetragen? Bei mir ist das mehr als 50 Jahre her, dass ich meiner Freundin Reni dabei half. Heute bin ich wieder mit Zeitschriften, der neuen Ausgabe der „mitteNdran“ unterwegs. Diesmal auf der Potsdamer Straße, begleitet von meinen Erinnerungen an die Häuser von damals, an schlecht beleuchtete Flure, in denen Reni und ich das Gemeindeblatt in die Briefkästen verteilten, an Gartentore, die für uns fest verschlossen blieben.
Kurfürsten/- Ecke Potsdamer Straße spricht mich gleich eine Prostituierte an, als sie mich mit der mitteNdran sieht: „Kann ich eine haben?“
In all den Läden, Cafés, der Apotheke, dem Frisör begegnen mir freundliche Mitarbeiter*innen, von denen viele das Heft kennen. Ich kann es überall auslegen. Dann bekomme ich doch ein „Nein“ von einem Händler, das aber ein älterer Herr, der gerade am Gemüsestand bedient wird, nicht akzeptiert:
„Ich kenne die Zeitschrift.“
Ich gehe weiter, drehe mich noch einmal zu den beiden um. Der Kunde winkt mich zu sich.
„Sie können die mitteNdran im Laden auslegen.“ Der Verkäufer nickt dazu.
„Danke.“
Dort, wo man die deutsche Sprache (noch) nicht so gut versteht, helfen ein freundliches Lächeln, eine Geste weiter.
„Leg da hinten hin. Da sind meine deutschen Kunden.“ – oder –
„Muß ich Chef fragen. Nein“, ein bedauerndes Kopfschütteln. Sie selbst nimmt sie gern, die neue Ausgabe der mitteNdran. Eine Tür aber bleibt mir verschlossen: Geänderte Öffnungszeiten. Da werde ich morgen noch einmal vorbei schauen.
E. Kitzelmann